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Presse

Das Beste aus zwei Welten?

9. Dezember 2016
Peter Studer
Der Zürcher „Tagesanzeiger“ und die „Süddeutsche Zeitung“ legen ihre Korrespondentennetze weitgehend zusammen. Die Zürcher Sicht soll aber beim TA nicht untergehen.

Unter dem Titel „In eigener Sache – das Beste aus beiden Welten“ berichtet Arthur Rutishauser, Chefredaktor von Tages-Anzeiger und SonntagsZeitung, über eine Vereinbarung zwischen „Süddeutscher Zeitung“ (München) und Tages-Anzeiger (Zürich). Die beiden Blätter gehen eine weitgehende Kooperation ein und legen ihre Korrespondentennetze zusammen.

Keine Angst vor deutscher Übermacht?

So entstehe einer der grössten Korrespondentenverbünde „in aller Welt“. 20 Korrespondentinnen und Korrespondenten würden Analysen und Reportagen an die Tamedia-Blätter liefern, und zwar – für die TA-Leute – aus „Schweizer Sicht“. Damit will man offenbar  der Befürchtung zuvorkommen, der Beitrag des rund halben Dutzends Schweizer Lieferanten werde der deutschen Übermacht meist weichen müssen. In Brüssel und Berlin sei Schweizer Präsenz gesichert.

Rutishauser verspricht intensive „gemeinsame Planung“. Sie solle sich auch auf Kultur, Gesellschaft und Sport ausdehnen, soweit der nationale Blickwinkel nicht überwiege. Bedient würden natürlich auch „Der Bund“ und weitere Tamedia-Titel. Wie aus informierter Quelle verlautet, basiert das Modell  offenbar unter anderem auf einer „Flat Rate“ (also einem Pauschalpreis) der Tamedia, die nach München bezahlt wird.

Hartes Sparen trotz mehr Gewinn

Das Modell ist nicht ganz neu. Als junger Auslandredaktor am TA wurde ich schon 1965 zur „Süddeutschen“ entsandt, um erste Kooperationen mit gemeinsamen Korrepondenten in Afrika,  Asien und Mittelost anzubahnen. Es traf sich gut, dass die redaktionelle DNA in den beiden liberalen Blättern kompatibel war.

Auslandnetze sind sehr teuer. Der Medienkonzern Tamedia hat laut Konzernmitteilungen 2016 weniger Umsatz erzielt, aber den Reingewinn gesteigert – nicht zuletzt wegen harter Sparprogramme, die gewiss auch hinter dieser Kontraktion stehen. Die Geschäftsleitung der Tamedia hat ganz betont die Digitalentwicklung und Pendlerzeitungen im Unternehmen gefördert, nicht die klassische Zeitungspublizistik.  

Immerhin muss man berücksichtigen, dass die „Süddeutsche“ einen hervorragenden Korrespondentenstab unterhält. Viel wird davon abhängen, wie sich die bereits arg geschrumpfte TA-Auslandreaktion im täglichen Fingerhakeln einbringen kann.

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