
Vor 80 Jahren ging in Europa der Zweite Weltkrieg zu Ende. Am 8. und 9. Mai 1945 kapitulierte die deutsche Wehrmacht bedingungslos. In Asien dauerte der Krieg noch bis zum 2. September 1945. Nach dem Atombombenabwurf auf Hiroshima und Nagasaki kapitulierte Japan. Insgesamt forderte der Zweite Weltkrieg über 65 Millionen Tote.
Am 7. Mai 1945 begibt sich der deutsche Generaloberst Alfred Jodl ins alliierte Hauptquartier in Reims und versucht, mit den USA und Grossbritannien einen separaten Waffenstillstand zu erreichen. Doch der amerikanische General Dwight Eisenhower geht nicht darauf ein und verlangt die totale Unterwerfung.
Daraufhin muss Jodl die bedingungslose Kapitulation der deutschen Truppen unterzeichnen. Die Kapitulation tritt am 8. Mai um 23.01 Uhr in Kraft. Sie betrifft den Krieg an der Westfront.
Am Tag danach, am 8. Mai, unterzeichnet am Sitz des Oberkommandierenden der Roten Armee in Deutschland in Berlin-Karlshorst, auch Wilhelm Keitel, der Chef des Oberkommandos der Wehrmacht, ein Dokument, das die totale Kapitulation der deutschen Truppen vorsieht.
Für das sowjetische Oberkommando unterzeichnet Marschall Georgi K. Sukhow.
Die Ratifizierung in Berlin-Karlshorst zieht sich bis nach Mitternacht hin, also bis in den 9. Mai. Deshalb wurde/wird in der Sowjetunion und in Russland der 9. Mai als «Tag des Sieges» begangen (und nicht wie im Westen der 8. Mai).
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Blenden wir zurück
Das letzte Kriegsjahr beginnt schlecht für Deutschland. An fast allen Fronten sind die westlichen Alliierten auf dem Vormarsch. Auch im Osten rückt die Rote Armee immer weiter Richtung Deutschland vor. Nur noch eingefleischte Nazis glauben an den versprochenen Endsieg.
Doch noch einmal bäumt sich das Hitler-Regime auf und versucht das Heft an sich zu reissen.
Ardennenoffensive
In den verschneiten Ardennen in Belgien und Luxemburg versucht die deutsche Armee im Winter 44/45 den amerikanischen und britischen Truppen eine schwere Niederlage beizufügen.
Gleich drei deutsche Armeen starten in der «Ardennenoffensive» einen Überraschungsangriff gegen die 12th Army Group. Ziel der Deutschen ist unter anderem die Rückeroberung des Hafens von Antwerpen, über den die Westalliierten Nachschubmaterial beziehen.
Die Amerikaner und Briten kämpfen nicht nur gegen die Deutschen, sondern auch gegen die aussergewöhnlich starken Schneefälle und Schneestürme. Die Ardennen-Schlacht wird zu einer der blutigsten im Zweiten Weltkrieg. Allein die Amerikaner verlieren 20’000 Soldaten. Auf deutscher Seite sterben fast 19’000 Militärangehörige. Langsam gelingt es dem amerikanischen General George Patton und seinen Truppen in erbitterten Kämpfen die Deutschen zurückzudrängen.
Die deutsche Niederlage in den Ardennen, die am 21. Januar 1945 besiegelt wird, beschleunigt das Ende von Nazi-Deutschland. Doch der Krieg geht noch fast vier Monate weiter.
Durchhalteparolen
Doch noch immer prophezeite die deutsche Propaganda den Endsieg. Die Bevölkerung wurde aufgerufen, alles Entbehrliche der Armee zur Verfügung zu stellen: Nahrungsmittel, Schuhe, Kleider.
Januar 1945: Die Rote Armee stösst an die Ostseeküste vor und löst einen riesigen Flüchtlingsstrom aus. Hunderttausende Menschen gelangen in den Westen. Das zum Flüchtlingsschiff umfunktionierte Marinetransportschiff «Wilhelm Gustloff» mit Tausenden Flüchtlingen an Bord wird am 30. Januar 1945 von drei sowjetischen Torpedos getroffen und versenkt. 1’500 deutsche Soldaten und rund 9’000 Flüchtlinge sterben.
Befreiung von Auschwitz
27. Januar: Sowjetische Truppen der 322. Infanteriedivision der I. Ukrainischen Front befreien das Vernichtungslager Auschwitz.
Inzwischen gehen die schweren Luftangriffe auf deutsche Städte weiter.
4. bis 11. Februar: Jalta
11. Februar: Die Rote Armee befreit Budapest.
Februar: Berlin wird zur Festung
Joseph Goebbels lässt rund um die Stadt Verteidigungsanlagen bauen. Der Bevölkerung wird befohlen, Strassensperren und Panzergräben zu bauen.
13. bis 15. Februar: Dresden
Die Royal Air Force und die United States Army Air Force bombardieren in mehreren Angriffswellen Dresden. Dabei sterben bis zu 25'000 Menschen. Weite Teile der Innenstadt sind zerstört. Historiker diskutieren heute, ob die Flächenbombardements als Kriegsverbrechen zu werten sind.
7. März: Remagen
US-Soldaten erreichen südlich des Ruhrgebiets die nicht vollständig zerstörte Brücke von Remagen. Das erlaubte es ihnen, das rechtsrheinische Ufer zu erreichen und dort Fuss zu fassen.
17. März: Koblenz fällt
März: Die Schlinge zieht sich zu
Die Alliierten rücken immer weiter vor. Kaum jemand glaubt in Deutschland noch an eine Wende.
11. April: Befreiung der KZ Buchenwald und Mittelbau-Dora
12. April: Der amerikanische Präsident Franklin D. Roosevelt stirbt. Nachfolger wird der bisherige Vizepräsident Harry S. Truman.
15. April: Befreiung des KZ Bergen-Belsen
23. April: Beginn der Schlacht um Berlin
23. April: Befreiung des KZ Sachsenhausen
23. April: Befreiung des KZ Flossenbürg
25. April: Amerikaner treffen Sowjets
Die von Westen her vorrückenden amerikanischen und die von Osten her kommenden sowjetischen Soldaten treffen sich an der Elbe in Torgau in Sachsen. Diese erste Begegnung findet auf einer Wiese inmitten getöteter Zivilisten statt.
26. April: Die Briten erobern Bremen und kurz darauf Lübeck und Hamburg. Kanadische Einheiten marschieren in Wismar ein.
28. April: Am Comersee werden der flüchtende Benito Mussolini und seine Geliebte Clara Petacci von Partisanen erschossen.
29. April: Hitler verfasst sein «politisches Testament». Darin ernennt er Grossadmiral Karl Dönitz zum Reichspräsidenten und Oberbefehlshaber der Wehrmacht. Joseph Goebbels wird zum Reichskanzler bestimmt.
29. April: Hitler heiratet Eva Braun im Führerbunker. Goebbels ist Trauzeuge
29. April: Befreiung des KZ Dachau
Ende April: Befreiung des KZ Neuengamme
30. April: Befreiung des KZ Ravensbrück
30. April: Die Amerikaner besetzen München
30. April: Die Sowjet-Flagge auf dem Reichstag
Die Rote Armee hat Berlin erreicht und hisst auf dem Reichstagsgebäude die Rote Fahne. Das Bild des Fotografen Jewgeni Chaldei ist zur Ikone geworden und symbolisiert den Zusammenbruch von Nazi-Deutschland. Die Sowjets wussten um die Macht der Bilder.
30. April: Hitler begeht Suizid
Hitler und seine Frau Eva Braun nehmen sich das Leben. Grossadmiral Karl Dönitz wird Reichspräsident und Oberbefehlshaber der Wehrmacht. Propagandaminister Josef Goebbels wird Reichskanzler (kurz danach nehmen Goebbels und seine Frau Magda Zyankali. Zusätzlich jagte sich Goebbels vermutlich eine Kugel in den Kopf. Die sechs Kinder der Familie wurden zuvor vergiftet).
Churchill beschreibt Hitlers Suizid in seinen Memoiren so:
«Der Tag begann mit Routinearbeiten im Luftschutzkeller der Reichskanzlei; später traf dann die Nachricht vom Ende Mussolinis ein. Das war ein Menetekel. Am 30. nahmen Hitler und seine Umgebung noch ruhig das Mittagessen ein; dann gab er allen Anwesenden die Hand und zog sich in sein Zimmer zurück. Um halb vier Uhr fiel ein Schuss. Man betrat sein Zimmer und fand ihn auf dem Sofa liegen. Er hatte sich eine Kugel in den Mund gejagt; neben ihm lagen der Revolver und die Leiche Eva Brauns, die er noch in den letzten Tagen in aller Heimlichkeit geheiratet hatte. Sie hatte Gift genommen. Man brachte die Toten in den Hof, wo man sie verbrannte.»
2. Mai: Die letzten deutschen Einheiten kapitulieren in Berlin.
Millionen feiern die deutsche Kapitulation
Die Bekanntgabe der deutschen Kapitulation bringt weltweit Millionen Menschen auf Strassen und Plätze.