Claudia Cardinale gehört neben Sophia Loren und Gina Lollobrigida zu den herausragenden italienischen Filmdivas. Sie war die Muse von Federico Fellini und Lucchino Visconti und drehte über 150 Filme. Sie starb im Kreise ihrer Kinder in ihrem Haus in Nemours bei Paris, wo sie seit einigen Jahren lebte. Sie wurde 87 Jahre alt.
Das Erstaunliche an ihr war, dass sie – im Gegensatz zu vielen ihrer Kolleginnen und Kollegen – kaum Starallüren an den Tag legte.
Claudia Cardinale wurde am 15. April 1938 im damals französischen Protektorat Tunesien geboren. Ihr Vater war Sizilianer, ihre Mutter war eine Nachfahrin sizilianischer Auswanderer. Ihre Muttersprache ist Sizilianisch; Italienisch lernte sie erst später. Daneben spricht sie Arabisch und Französisch.
«Die schönste Italienerin von Tunis»
1957 begann alles. Eher widerwillig kam sie zum Film. In Tunis war sie zwei Fotografen besonders aufgefallen. Doch sie rannte weg. Trotzdem bekam sie dann eine winzige Rolle in einem Film mit Omar Sharif. «Ich habe keine Erinnerung an den Film», sagte sie später. «Ich sehe mich nur in orientalischen Kleidern, mit Zöpfen, inmitten eines Orangenhains.»
Dann musste sie an einem Schönheitswettbewerb teilnehmen, den ihre Mutter mitorganisiert hatte. In ihren Memoiren schrieb sie: «Als die Gewinnerin bekanntgegeben wurde, holten sie mich auf die Bühne, ich zog meine Schwester mit, sie legten mir die Schärpe um: die schönste Italienerin von Tunis.» Der Preis war eine Reise zu den Filmfestspielen von Venedig. Damit begann ihre Karriere.
In Venedig sah sie erstmals einen Film
«Ich kam mit meinen Kleidern im afrikanischen Stil in Venedig an. Am Strand trug ich einen Bikini, den es hier noch nicht gab. Die Fotografen machten ununterbrochen Fotos, aber ich sagte immer wieder, dass ich keine Filme machen wollte. Im Flugzeug auf dem Rückweg titelte Epoca: Das Mädchen, das sich weigert, Filme zu machen.»
Eigentlich wollte sie nicht Filmstar, sondern Entdeckerin werden. Sie hatte Dutzende Reisebücher gelesen und war fasziniert von der unbekannten Welt. In Venedig hatte sie dann ihren ersten Film gesehen: Viscontis «Le notti bianche». Jetzt begann sie sich für die Magie des Kinos zu begeistern. Fasziniert von der Filmwelt, begann sie anschliessend ein Studium in Rom am «Centro Sperimentale di Cinematografia». Dort wurde sie vom italienischen Filmproduzenten Franco Cristaldi entdeckt.
Ihre grosse Zeit begann Anfang der Sechzigerjahre. 1960 bekam sie eine kleine Rolle in Lucchino Viscontis Film «Rocco e i suoi fratelli» (Rocco und seine Brüder). 1962 spielte sie an der Seite von Jean-Paul Belmondo im Film «Cartouche».
1963 gelang ihr der Durchbruch: Federico Fellini übertrug ihr die Hauptrolle im Film «8½» (Otto e mezzo). Das Werk wurde 1964 als bester ausländischer Film mit einem Oscar gekrönt. 1963 trat sie in Lucchino Viscontis Epos «Il Gattopardo» (Der Leopard) auf. Im gleichen Jahr spielte sie Prinzessin Dala in Blake Edwards Kriminalkomödie «The Pink Panther» (Der rosarote Panther).
Nach ihren ersten Grosserfolgen spielte sie fast ausschliesslich nur Hauptrollen. In Anlehnung an Brigitte Bardots BB wurde sie jetzt CC genannt. 1968 setzte sie sich in Sergio Leones Weltklassiker «Spiel mir das Lied vom Tod» (C’era una volta il West) ein Denkmal. 1982 spielte sie die Hauptrolle neben Klaus Kinsky in Werner Herzogs «Fitzcarraldo».
Jetzt war sie ein Star und wurde von den Medien und den grossen Regisseuren gehätschelt.
Mit dem Älterwerden habe sie kein Problem, erklärte Claudia Cardinale schon vor Jahren. Sie gehöre zu den wenigen Filmstars, die sich nie geliftet haben.