Der Borobudur ist weltweit ein Nonplusultra sakraler Baukunst: eine Stufenpyramide von 113 m Sockelbreite und 35 m Höhe mit fünf quadratischen und drei runden Terrassen, mit einem Bilderfries von 2,5 km Länge und über 400 Buddhafiguren. 1300 Reliefpaneele, die aus dem Leben der Bodhisattvas und des Buddha erzählen, verdeutlichen dem Pilger den Aufstieg aus der „Welt der Lüste“ durch „die Welt der Namen und Formen“ zu der erstrebten Läuterung. Der Stupa bildet das budhhistische Universum ab; Harmoniker hören ihn gar als in Stein gesetzte Musik. Schon der Bauherr, vermutlich ein König der Shailendras-Dynastie um 800, hatte freilich seine liebe Mühe mit der Fundamentierung; die untersten, die Welt des Karma illustrierenden Reliefpaneele verschwanden in einer sichernden Steinpackung, und die Silhouette des Tempelbergs wurde abgeflacht („une pâtisserie mal soufflée“ frotzelte später sakrilegisch ein Franzose). Der nahe Merapi, der auch wieder im Oktober 2010 obere Terrassen des Tempels zeitweilig mit saurer Vulkanasche unzugänglich machte, schneite ihn bei einem Grossausbruch im Jahr 1006 ein und der Dschungel frass ihn auf. Im 19. Jahrhundert zogen Briten die schützende Decke weg – und gaben ihn ungewollt dem Verderb durch Monsunregen, agresssive Algen, Flechten und Pilze preis. Eine radikale Sanierung 1975-1982 unter der Ägide der Unesco rettete das einsturzgefährdete Bauwerk in allerletzter Minute. Der Borobudur wurde völlig zerlegt und mit schweizerischer Klebetechnik und Araldit wieder zusammengeleimt. Die Mittel fehlten, um bei dieser Gelegenheit den verborgenen Fuss der Stufenpyramide zu befreien..Jahr der Aufnahme: 1989 (Copyright: Georg Gerster/Keystone)