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Aufstand im «Jüdischen Wohnbezirk»

19. April 2023
An die Wand gestellt
An die Wand gestellt: Tausende Menschen werden festgenommen und anschliessend in Vernichtungslager deportiert (Bild: Deutsches Bundesarchiv, Bild 146-2022-0070)

Vor 80 Jahren beginnt im Warschauer Ghetto der Aufstand gegen die deutsche Besatzungsmacht. Insgesamt fordern die Kämpfe 12’000 Tote und Verletzte. Knapp vier Wochen später wird der Aufstand endgültig niedergeschlagen. Fast 60’000 Juden und Jüdinnen werden anschliessend erschossen, hingerichtet oder in Vernichtungslager deportiert.

Das Warschauer Ghetto, von den Deutschen «Jüdischer Wohnbezirk» genannt, ist gut drei Quadratkilometer gross. Ab dem Herbst 1940 riegeln die Deutschen das Gebiet ab und sperren hier fast 400’000 Juden und Jüdinnen ein. Mehr als 90’000 sterben an Hunger und Krankheiten wie Fleckfieber oder Tuberkulose. Das Ghetto dient als Sammellager. Von hier werden die jüdischen Menschen in Vernichtungslager deportiert, vor allem ins Lager Treblinka. Doch trotz der katastrophalen Lebensbedingungen organisiert sich im Laufe der Jahre ein bewaffneter Widerstand.

Organisiert wird der Aufstand von der Jüdischen Kampforganisation ŻOB unter der Leitung von Mordechaj Anielewicz, dem Jüdischen Militärverband (ŻZW) und anderen Organisationen.

Der mutige Aufstand gegen die Deutsche Besatzungsmacht ist ein Akt der Verzweiflung. Die Kämpfer sind schlecht bewaffnet, oft nur mit einer Pistole, einigen Granaten und Molotowcocktails. Die Waffen hatten sie zu horrenden Preisen auf dem Schwarzmarkt gekauft.

Der Beginn des Aufstandes findet während des jüdischen Pessach-Festes statt. Dieses erinnert an die Befreiung der Israeliten aus der Sklaverei in Ägypten.

Die Deutschen ahnen den Aufstand und umstellen das Ghetto schon in den frühen Morgenstunden des 19. April 1943. Um 06.00 Uhr dringen dann fast tausend Männer der SS ins Ghetto ein und werden sofort beschossen und zurückgedrängt. Ein deutscher Panzer wird in Brand gesteckt. Um 08.00 Uhr folgt ein zweiter Vorstoss unter dem Kommando von Jürgen Stroop.

Die hier gezeigten Bilder stammen aus dem Deutschen Bundesarchiv, Koblenz. Bei den Bildlegenden handelt es sich meist um Originaltexte aus dem Stroop-Bericht.

Ausräucherung
Originaltitel: Ausräucherung der Juden u. Banditen. SS-Männer in der Nowolipie Str. zwischen der Smocza Str. und der Karmelicka Str. mit Nowolipie 34 auf der rechten Seite. (Foto: Deutsches Bundesarchiv, Bild 146-2022-0055)

Die Kämpfe dauern während des ganzen ersten Tages an. Am Abend ziehen sich die Deutschen zurück. Die Aufständischen hatten überall im Ghetto polnische Fahnen und Fahnen mit dem Davidstern gehisst.

Am Tag darauf beginnen die Kämpfe erneut. Bei der Explosion einer Bombe kommen etwa 100 Deutsche ums Leben oder werden verletzt. Die Deutschen setzen nun mehrere Häuser in Brand. Stroop befiehlt den Einsatz der Luftwaffe, die weite Gebiete bombardiert und mehrere Häuser zerstört.

Zamenhofa-Strasse
Originaltitel: Brennende Häuser. Zamenhofa-Strasse zwischen Wołyńska und Miła in Richtung Norden. Links brennt die Zamenhofa 29, 31 und 33. (Foto: Deutsches Bundesarchiv, Bild 146-2022-0081)
Mit Waffen gefangene Weiber
Originaltitel: Mit Waffen gefangene Weiber der Haluzzenbewegung. Małka Zdrojewicz rechts auf diesem Foto überlebte Majdanek, die anderen beiden wurden getötet. (Foto: Deutsches Bundesarchiv, Bild 146-2022-0062)
Tote auf dem Bürgersteig
Originaltitel: Tote auf dem Bürgersteig von Soldaten beobachtet. (Foto: Deutsches Bundesarchiv, Bild 146-2022-0076)

Den Widerstandskämpfern gelingt es, die Deutschen in die Flucht zu schlagen. Jetzt setzen die SS-Männer vermehrt Flammenwerfer ein.

In den folgenden Tagen wendet sich das Blatt. Viele der Aufständischen sterben oder werden verletzt. Einigen gelingt die Flucht. Viele verschanzen sich in Bunkern. 80 Kämpfer werden hingerichtet. Überall brennt es.

Rabbiner
Originaltitel: Jüdische Rabbiner Rabbi Lipa Kaplan, Eliyahu Levin, Mendel Alter, Yankel Levin und Rabbi Heschel Rappaport. (Foto: Deutsches Bundesarchiv, Bild 146-2022-0045)
Aus Bunkern geholt und abgeführt
Gefangene Juden werden mit Gewalt aus Bunkern geholt und von Soldaten der Waffen-SS zum Umschlagplatz geführt. (Bild: Deutsches Bundesarchiv, Bild 146-2022-0041)
Nackte Gefangene
Originaltitel: Abschaum der Menschheit. Alle Gefangene müssen sich nackt ausziehen. (Foto: Deutsches Bundesarchiv, Bild 146-2022-0046)
Am Strassenrand
Originaltitel: Auch in Bunkern unter der Erde wurden sie gefunden. Männer und Frauen am Strassenrand auf dem Boden sitzend, bewacht von einem SS-Mann. (Foto: Deutsches Bundesarchiv, Bild 146-2022-0071)
Mit Gewalt aus den Bunkern geholt
Eines der berühmtesten Bilder aus dem Ghetto: Frauen und Kinder mit erhobenen Händen, unter Aufsicht von SS-Männern. (Foto: Deutsches Bundesarchiv, Bild 146-2022-0048)

Am 16. Mai wird der Aufstand endgültig niedergeschlagen. Um 20.15 Uhr wird die grosse Synagoge gesprengt.

Einigen wenigen Kämpfern gelingt die Flucht. Sie verstecken sich in den Wäldern, viele kämpfen als Partisanen weiter.

Auf jüdischer Seite kämpften etwa 750 Menschen. Die Deutschen setzten 2’000 Soldaten und SS-Männer ein.

Man schätzt, dass etwa drei Viertel der Ghetto-Kämpfer in den Kämpfen fielen oder hingerichtet wurden.

Auf deutscher Seite starben nach offiziellen Angaben 16 Soldaten. In Wirklichkeit waren es wahrscheinlich zwischen 300 und 400.

Jürgen Stroop, der Leiter der Niederschlagung des Aufstandes, war ein deutscher SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Polizei. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde er durch ein polnisches Gericht zum Tode verurteilt und durch den Strang am 6. März 1952 hingerichtet.

Jürgen Stroop
Originaltitel. Die Führer der Grossaktion. Dritter von links (mit Mütze) Jürgen Stroop. (Foto: Deutsches Bundesarchiv. Bild 146-2022-0079)

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