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Kommentar 21

Argumente statt Perspektiven

8. März 2021
Christoph Kuhn
Experten und Politiker liegen sich in den Haaren. Zu unserem Schaden.

Zu den neuen Erfahrungen, die einem Corona vermittelt, gehört das Wissen von Virologen oder Epidemieologen, das einem in den Medien geliefert wird. Die Sprache, die da gesprochen oder geschrieben wird, ist gewöhnungsbedürftig und nicht immer leicht zu verstehen. Aber ein bisschen Konzentration und Geduld lohnen sich. Möchte man etwas lernen über die Pandemie, sind die wissenschaftlichen Experten die richtigen Anlaufstellen.

Das mag trivial tönen. Tatsache ist, dass im öffentlichen Raum unserer aufgeklärten westlichen Gesellschaften und besonders auch in der Schweiz die Pandemie-Experten einen schweren Stand haben. Man wünscht sich von ihnen gute Nachrichten und erträgt die schlechten nicht. Politiker aller Couleurs neigen dazu, wissenschaftliche Beratung nur dann zu ästimieren, wenn sie ihnen persönlich, ihren Zielsetzungen und Ideologien nützt. Tut sie das nicht, wird sie ausser Acht gelassen, diskreditiert, womöglich mundtot gemacht. Die Streitigkeiten haben zugenommen in den letzten Tagen und Wochen. Der Ton ist gehässiger geworden.

Es fällt den Vertreterinnen und Vertretern von Politik schwer, den Stil der Wissenschaft – umständliches, weil genaues Argumentieren, Zulassung von Zweifel, Umdenken, Neudenken – zu akzeptieren. Sie möchten schnelle, umsetzbare Resultate, Gewissheiten, klare Perspektiven und bekommen stattdessen häufig pessimistische Analysen, vorsichtige Prognosen. Wissenschafter vermeiden im Allgemeinen das Spekulieren, das den Politikern so vertraut und lieb ist und sie weigern sich zurecht, den Politikern und anderen Interessenvertretern die Perspektiven zu liefern, die ihnen ständig abverlangt werden.

Im Zeichen des Virus die Zukunft planen, wird einem Virologen sehr unseriös vorkommen.

Uns allen wäre gedient, wenn sich Vertreterinnen und Vertreter von Politik und Wissenschaft gegenseitig respektieren und unterstützen würden, statt sich zu misstrauen und zu verachten. Kompromisse wären nötig. Experten müssen die nicht akademische, zumutbar vereinfachende Sprache finden, die es dem Laien erlaubt, ihren Erklärungen zu folgen. Und das politische Personal muss einsehen, dass es von einer Taskforce keine fertigen Rezepte zur Bewältigung der Krise bekommt, sondern Analysen, Forschungsergebnisse, die es möglich machen, zu verstehen, was vor sich geht, was wiederum dazu verhelfen könnte, angemessen zu reagieren.

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