Direkt zum Inhalt
  • Politik
  • Kultur
  • Wirtschaft
  • Gesellschaft
  • Medien
  • Über uns
close
Kommentar 21

Alte und neue Normalität

13. Mai 2020
Christoph Kuhn
Eine Beschwichtigungsformel, die wenig bringt

Treten im gesellschaftlichen Leben bedrohliche Situationen ein, die sofortige Reaktionen, schnelles Handeln verlangen, sind Politiker, besonders die exekutiv tätigen, gefragt. Sie stehen im Rampenlicht, müssen an- und verordnen. Gerne suchen sie in solchen Zeiten nach einfachen, allgemein verständlichen Begriffen, mit denen sich, ihrer Meinung nach, komplexe Sachverhalte erklären, verängstigte Bürgerinnen und Bürger beruhigen lassen.

Etwas Komplexeres als die Corona-Krise ist kaum denkbar. Je länger sie währt, umso unübersichtlicher wird sie. In jeder Beziehung. Ursachen und Folgen der Krise, vermuteter, berechneter, prophezeiter Verlauf, wirksame und untaugliche Verhaltensmassregeln, um ihr zu begegnen – das alles wird uns täglich vorgeführt und vorgerechnet, mit Meinungen versehen, mit Widersprüchen gewürzt.

Deutsche und inzwischen auch nicht wenige Schweizer Politiker haben sich etwas einfallen lassen, um die Situation, in der wir uns befinden, zu charakterisieren: sie sprechen von der alten Normalität, womit sie die Zeit vor Corona meinen, und von der neuen Normalität, auf die man sich einzustellen habe.

An dieser zweigeteilten Formulierung, die einen Vorher–Nachher-Zustand beschreiben soll, hält kaum etwas einer näheren Begutachtung stand. Was heisst schon «normal»? Gibt es nicht, für jeden, zahllose Tatsachen, Umstände, die früher normal waren und irgendeinmal keine Gültigkeit mehr hatten?

Und umgekehrt? Einst Unvorstellbares, das zur Norm wird? Was die neue Normalität angeht: genügt ein bisschen mehr Händewaschen, Abstandhalten, Küsschenabstinenz, gelegentliche Maskerade, um eine neue Normalität zu proklamieren? Eher nicht. Niemand weiss heute, ob und wie wir dereinst aus der Pandemie herauskommen. Und niemand kann uns zuverlässig sagen, welche alten Normen wir aufgeben oder wiederbeleben sollen, welche neuen wir uns zukünftig zulegen werden. Wahrscheinlich sollte der Verweis auf alte und neue Normalität beruhigend und beschwichtigend wirken. Aber tut er das wirklich? 

Letzte Artikel

Musk demaskiert. Das Internet als Herrschaftsinstrument

Ali Sadrzadeh 5. Dezember 2025

Wie weiter mit dem Klimaschutz?

Jörg Hofstetter 5. Dezember 2025

Der Papst und der Patriarch von Istanbul in Nizäa – Nur der Kaiser fehlte

Erwin Koller 4. Dezember 2025

EU berechenbarer als USA

Martin Gollmer 4. Dezember 2025

Dröhnendes Schweigen um Venezuela

Erich Gysling 1. Dezember 2025

Spiegel der Gesellschaft im Wandel

Werner Seitz 1. Dezember 2025

Newsletter abonnieren

Abonnieren Sie den kostenlosen Newsletter!

Abonnieren Sie den kostenlosen Newsletter!

Zurück zur Startseite
Journal 21 Logo

Journal 21
Journalistischer Mehrwert

  • Kontakt
  • Datenschutz
  • Impressum
  • Newsletter
To top

© Journal21, 2021. Alle Rechte vorbehalten. Erstellt mit PRIMER - powered by Drupal.