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Kommentar 21

Wer linksextrem wählt, wählt rechtsextrem

20. April 2017
Heiner Hug
Cholera oder Pest?

Den französischen Sozialisten, der Partei des Noch-Präsidenten François Hollande, geht es nicht gut. Benoît Hamon, der sozialistische Kandidat für die Präsidentschaftswahl, kann nur etwa sieben bis acht Prozent der Stimmen erwarten. Ihm fehlt alles: ein wirkliches Programm, Unterstützung in der eigenen Partei – und vor allem: Charisma.

Eine Stimme für Benoît Hamon ist eine verlorene Stimme. Doch das linke französische Wählerpotential ist gross. Die Möglichkeit besteht jetzt, dass viele Linke den offiziellen sozialistischen Kandidaten fallen lassen und im letzten Moment den aussichtsreicheren Linksextremen Jean-Luc Mélenchon wählen. Er kommt in Umfragen auf bis zu 20 Prozent. Wechseln viele Linke von Hamon zu ihm, könnte Mélenchon gar in die Stichwahl gelangen und dort möglicherweise gegen Marine Le Pen antreten.

Ein Linksextremer gegen eine Rechtsextreme – eine Horrorvorstellung für die meisten Franzosen. Und wer würde gewinnen?

Wer Mélenchon als französischen Bernie Sanders bezeichnet, sitzt einem Euphemismus auf. Der 65-Jährige ist ein rabiater, arroganter Kritiker der EU und Deutschlands. Er will die 32-Stundenwoche einführen, den Mindestlohn stark anheben, den Arbeitern eine Woche mehr Ferien geben, den Steuersatz für die Reichen auf 90 Prozent anheben und die 5. Republik radikal umbauen und sie durch eine 6. ersetzen. Er zeigte Sympathien für die Modelle Fidel Castro und Hugo Chávez. Und natürlich ist er gegen die Medien („die Journalisten kotzen mich an“).

Käme es tatsächlich zu einem finalen Zweikampf Le Pen–Mélenchon hätte die Rechtsextreme wohl mehr Chancen, denn es ist nicht anzunehmen, dass das breite bürgerliche Frankreich für einen radikalen Linken stimmt. Le Pen wäre dann plötzlich das kleinere Übel. Bereits jetzt sind einige bürgerliche Franzosen nahe an den Front National herangerückt.

Wer also Mélenchon wählt, geht die Gefahr ein, dass Marine Le Pen in der Stichwahl gewinnt. Den besonnenen Französinnen und Franzosen bleibt also nur eins: Sie wählen entweder den wenig fassbaren und farblosen Emmanuel Macron oder den unehrlichen, im System und der Oligarchie klebenden François Fillon.

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