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Erfolg

Positiv um jeden Preis

3. September 2013
Urs Meier
Gedanken zur deutschen Sprache

Unvergessen der Politiker (nur sein Name ist mir entfallen), der nach einer Wahlschlappe der Öffentlichkeit kundtat: «Wir haben diesmal eine Niederlage errungen.» Am Eingeständnis des Misserfolgs kam er nicht vorbei. Aber er hatte im Kommunikationstraining gelernt, Positives zu betonen, und so muss ihm während des Redens das «Erringen» als semantischer Aufheller eingefallen sein. Gerungen hatte er durchaus; doch dass vergebliches Ringen auf gut Deutsch zu keiner Errungenschaft, sondern eben zur Niederlage führt, das war im Interviewstress eben zu kompliziert. Zu dumm, dass seine Formulierung kein blosser Stilfehler war, sondern etwas Unsinniges ausdrückte, nämlich: er habe den Misserfolg im Wahlkampf von Anfang an gewollt – und dann prompt «errungen».

Vielfach werden Wörter wie «Risiko» oder «Gefahr» durch die zur verwässerten Allround-Vokabel degenerierte «Chance» ersetzt. Sie meint einfach ein Geschehen mit unbekanntem Ausgang. Der Grund, diesen Joker einzuwechseln, liegt einzig darin, dass er freundlicher klingt als die dräuenden Vokabeln. Und so ist denn gelegentlich von der «Chance eines Misserfolgs» die Rede, und zwar ohne damit andeuten zu wollen, dass aus Misserfolgen am Ende manchmal doch noch etwas Gutes resultieren kann – sondern ganz prosaisch: Wir wissen es noch nicht, aber es könnte ein Misserfolg werden.

Die Fixierung auf positiv konnotierte Wörter ist in der Sprache der Politik, der Wirtschaft und der Medien alltäglich. An «Abbau» an Stelle von «Aufhebung» oder «Vernichtung» von Arbeitsplätzen hat man sich nachgerade gewöhnt. «Versäuberungsplätze» und «Entsorgungsparks» gehören zu den Skurrilitäten biederer Terminologien. «Negativwachstum» und «Negativzins» haben als Begriffe längst ihren festen Platz in Fachidiomen und Nachrichten. Doch Sprache kann vieldeutig und manchmal listig sein. Eine Schrumpfung mit Vokabeln der Zunahme und eine Entwertung mit einer Form von Entgelt in (negative) Verbindung zu bringen, hebt eher die Negation hervor, als dass das Negative verschleiert würde. Mit dem Begriff «Negativwachstum» kann man nichts schönreden; der Selbstwiderspruch ist zu eklatant.

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