Mehr als tausend Menschen haben am Abend des 26. November 2023 in Vigonovo, der Heimat von Giulia Cecchettin, an einem «wütenden Spaziergang» oder Cacerolazo (Lärmprotest mit Töpfen und Pfannen) teilgenommen. Giulia Cecchettin wurde am 11. November ermordet – wie in Italien vor ihr bereits über hundert Frauen in diesem Jahr.
Elena, die Schwester der 22-jährigen Ermordeten, rief zu diesem Protest auf, um die Institutionen und die öffentliche Meinung auf das in Italien grassierende Phänomen der Frauenmorde und der Gewalt gegen Frauen aufmerksam zu machen.
Das Opfer absolvierte ein Ingenieurstudium an der Universität Padua. Nach dessen baldigem Abschluss wollte sie aus Vigonovo in der Region Venetien wegziehen. Ihr Ex-Freund Filippo Turetta ermordete sie. Turetta war nach der Tat nach Deutschland geflohen. Dort wurde er aufgegriffen. Er ist geständig.
In Italien wird jeden dritten Tag eine Frau getötet. Doch es ist der Fall der jungen Giulia Cecchettin, der Italien jetzt aufwühlt. Nicht nur im kleinen Heimatort der Getöteten, sondern in zahlreichen Städten, unter anderem in Rom, haben Kundgebungen stattgefunden. Es wird endlich über Machismo, über Frauenrechte, über die häufigen Femizide diskutiert.
Cecchettins Mord löste auch in der Politik eine Debatte aus. Ministerpräsidentin Giorgia Meloni schrieb, sie sei von einer «unendlichen Traurigkeit» und «Wut» erfüllt. Bei der Häufung von Femiziden handle es sich um eine «Spur der Gewalt gegen Frauen, die sich seit Jahren fortsetzt, mit noch dramatischeren Zahlen als in der Vergangenheit». Diese «Barbarei» werde die Regierung bekämpfen.