Kopfschütteln über den Papst: Die Ukraine, und nicht nur die Ukraine, ist perplex und empört über eine Äusserung von Franziskus. Daria Dugina, die rabiate nationalistische russische Kriegstreiberin, die sagte, die Ukrainer und Ukrainerinnen seien «keine Menschen», wurde vom Papst als «arme, junge Frau» bezeichnet, die «in Moskau im Auto von einer Bombe in die Luft gejagt wurde». Er fügte bei. «Die Unschuldigen bezahlen für den Krieg.»
Andrij Jurasch, der ukrainische Botschafter beim Vatikan, erklärte gegenüber der Katholischen Nachrichtenagentur KNA, die 29-jährige Dugina sei kein unschuldiges Opfer. Zudem habe der Papst die Kriegsparteien Ukraine und Russland mit seinen Ausführungen auf eine Stufe gestellt. Das sei «nicht angemessen». Nicht die Ukraine habe Russland angegriffen, sondern Tausende russischer Soldaten hätten unschuldige ukrainische Zivilisten ermordet.
In Vatikankreisen gibt man zu, dass die Äusserungen des Papstes ein «PR-Debakel» seien. Die PR-Abteilung des Vatikans sei «offenbar miserabel informiert oder von Russland gefährlich beeinflusst». In katholischen Kreisen wird kritisiert, dass der Papst nicht klar gegen die offensichtlichen schweren Verletzungen des humanitären Völkerrechts durch Russland Stellung bezieht.
Auch der bis 2016 amtierende Botschafter Polens beim Heiligen Stuhl, Piotr Novina-Konopka, widerspricht laut Angaben der katholischen «Tagespost» dem Papst. In einem offenen Brief schreibt der Diplomat, er verstehe nicht, warum Dugina als «unschuldiges Opfer» bezeichnet werde. «Diese junge Person, und nicht nur ihr Vater, wurde zum Anführer von Menschen, die den Krieg suchten und den Ukrainern ihre nationale Selbstbestimmung, ihre Unabhängigkeit, ihre Freiheit nehmen wollten».