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Ukraine Tag 58

Massengräber für Tausende

22. April 2022
Massengräber
Das Satellitenbild des amerikanischen Satellitenunternehmens «Maxar» zeigt Gräber 20 Kilometer von der südukrainischen Stadt Mariupol entfernt. Das frische Gräberfeld, das neben dem Friedhof Manhusch liegt, soll Ende März angelegt und in den letzten Wochen erweitert worden sein, erklärt «Maxar Technologies». Vadym Boychenko, der Bürgermeister von Mariupol schätzt, dass hier zwischen 3’000 und 9’000 tote Zivilisten liegen könnten. Offenbar wollen die Russen vertuschen, dass die Belagerung und der Beschuss der Stadt Tausende Opfer fordert. (Foto: Keystone/Satellitenbild Maxar Technologies via AP)

Das Satellitenbild des amerikanischen Satellitenunternehmens «Maxar» zeigt frische Gräber 20 Kilometer von der südukrainischen Stadt Mariupol entfernt. Das frische Gräberfeld, das neben dem Friedhof Manhusch liegt, soll Ende März angelegt und in den letzten Wochen erweitert worden sein, erklärt «Maxar Technologies». Vadym Boychenko, der Bürgermeister von Mariupol schätzt, dass hier zwischen 3000 und 9000 tote Zivilisten liegen könnten.

Der Stadtrat von Mariupol erklärt, dass «nach vorsichtigen Schätzungen» in Mariupol 22’000 Menschen von russischen Soldaten getötet wurden. Überprüfen lassen sich diese Angaben nicht. Laut Associated Press (AP) hat Russland bisher nicht Stellung zu diesen Vorwürfen genommen.

Aushungern

Im Stahlwerk «Azowstal» in Mariupol halten sich noch immer vermutlich mehrere tausend Menschen verschanzt. Das Werk wird hermetisch von russischen Kräften abgeriegelt, so, «dass keine Fliege durchkommt», wie Putin am Donnerstag sagte. Ein ukrainischer Soldat erklärte in den sozialen Medien, dass das Werk auch in der vergangenen Nacht beschossen wurde, obwohl Putin gestern erklärte, die Anlage würde nicht gestürmt. Laut ukrainischen und amerikanischen Militärexperten geht den Belagerten die Munition, frisches Wasser und Nahrungsmittel aus. Ziel der Russen ist es offenbar, die im Werk verbliebenen Menschen auszuhungern.

Laut dem britischen Militärgeheimdienst könnte Putin auf einen Sturm des Stahlwerks verzichtet haben, um eigene Kräfte zu schonen. «Ein vollständiger russischer Angriff am Boden auf die Anlage würde wahrscheinlich zu erheblichen russischen Opfern führen und ihre allgemeine Kampfeffektivität weiter verringern.»

Aznowstal
Satellitenbild der Azowstal-Werks in Mariupol. In den Dächern sind Raketeneinschläge zu sehen (Foto: Keystone/Planet Labs/via AP)

Gekämpft wird an 11’550 Orten

Innerhalb von 24 Stunden haben die Russen 42 Orte in der Region Donezk besetzt. Nach Angaben einer Beraterin von Präsident Selenskyj kontrollieren die russischen Streitkräfte in der gesamten Ukraine über 3500 Orte. Kampfhandlungen gebe es an 11’550 Orten, sagt Präsidentenberaterin Olena Simonenko gemäss der ukrainischen Nachrichtenagentur Unian.

«Entscheidende vier Wochen»

Hochrangige Beamte im Weissen Haus erklärten, die kommenden vier Wochen könnten entscheidend für die russische Invasion sein. Deshalb sei es zwingend notwendig, die militärische Hilfe für die Ukraine zu beschleunigen. Präsident Biden hatte am Donnerstag ein weiteres Waffenpaket im Wert von 800 Millionen Dollar genehmigt. Es enthält unter anderem fünf neue ukrainische Artillerie-Batterien und umfasst mehr als 120 neue Drohnen, die speziell für den Einsatz durch die ukrainischen Streitkräfte gebaut wurden.

Beschuss von Charkiw

Nach mehreren relativ ruhigen Nächten hat sich der Artilleriebeschuss in der Umgebung von Charkiw in der Ostukraine in der Nacht zum Freitag intensiviert. Oleh Synyehubov, der Leiter der regionalen Militärverwaltung von Charkiw, teilte mit, dass die ukrainischen Streitkräfte am Donnerstag etwa 50 Angriffe sowohl aus Artillerie- als auch aus Raketenwerfern registriert hätten. Am Donnerstagnachmittag wurden zwei Menschen getötet, als Raketen in einem Wohnviertel im nördlichen Teil von Charkiw einschlugen. Bei diesem Angriff wurde auch eine Schule beschädigt und ein Wohnblock sowie weitere Gebäude in Brand gesetzt.

Erstmals schwere Kämpfe

Nachdem sich die Russen in den letzten Tagen auf kleinere, taktische Vorstösse beschränkt hatten, haben sie nun entlang der gesamten Frontlinie im Osten des Landes ihre Angriffe verstärkt. Dies erklärt der ukrainische Generalstab am Freitag. Gekämpft wird in der Region Charkiw, bei der Siedlung Saritschne, rund um Rubischne und bei der Stadt Popasna. Auch bei Marjinka bei Donezk sind laut dem Generalstab Kämpfe ausgebrochen.

Keine Evakuierung am Freitag

Es wird keine organisierte Evakuierung von Zivilisten aus Mariupol oder anderen zerstörten Städten geben, da die Gefahren entlang eines möglichen humanitären Korridors extrem hoch sind, sagte die stellvertretende Premierministerin des Landes, Iryna Wereshchuk, am Freitag. «Ich appelliere an alle, die auf die Evakuierung warten: Haben Sie Geduld, halten Sie durch», sagte sie.

Keine Osterruhe

Die Orthodoxen feiern an diesem Wochenende Ostern. Präsident Selenskyj sagte am Donnerstagabend, die Russen hätten den Vorschlag einer Waffenruhe für die Osterfeiertage abgelehnt.

Ein explosiver Job

In den Gebieten, welche die Ukrainer von den Russen zurückerobert haben, machen sich Sprengstoffexperten daran, die russischen Minen zu entschärfen. Bei ihrem Rückzug haben die Russen nach ukrainischen Angaben Tausende Minen gelegt. Strassen, Brücken und selbst Wohnhäuser seien vermint worden.

Minensuche
Ukrainische Sprengstoffspezialisten auf der Suche nach russischen Minen in Berezivka (Foto: Keystone/AP/Efrem Lukatsky)
Entschärfung von Minen
Entschärfung einer Mine bei Browary bei Kiew (Foto: Keystone/EPA/Sergej Dolzhenko)
Russische Raketen
Ukrainische Soldaten examinieren russische Raketen bei Berezivka (Foto: Keystone/AP/Efrem Lukatsky)
Mine Explosion
Ukrainische Sprengstoffspezialisten bringen auf einem Feld bei Berezivka russische Minen zur Explosion. (Foto: Keystone/AP/Efrem Lukatsky)

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