«Noch ist Mariupol nicht gefallen», sagte der ukrainische Premierminister Denys Schmyhal gegenüber dem amerikanischen Fernsehsender ABC News. Die Soldaten dort «werden bis zum Ende kämpfen», sagte er. Russland hatte die verbleibenden Kämpfer in der südukrainischen Stadt ultimativ aufgefordert zu kapitulieren. Die ukrainischen Streitkräfte gingen nicht auf das Ultimatum ein. Westliche Geheimdienste rechnen mit einem baldigen Fall der Stadt.
Auch Zivilisten im Stahlwerk
Im Stahlwerk «Asowstal» in Mariupol, in dem sich etwa 3’000 ukrainische Kämpfer verschanzt haben, befinden sich offenbar auch Zivilisten. Sie sind nach Angaben des ukrainischen Aussenministers Dmytro Kuleba vor den Russen ins Stahlwerk geflüchtet. Wie viele es sind, ist nicht klar. Kuleba spricht von «grossen Gruppen».
Die Stadt «existiert nicht mehr», sagte der ukrainische Aussenminister Dmytro Kuleba am Sonntag in der CBS-Sendung «Face the Nation». Die Russen haben das Zentrum und den Hafen der Stadt besetzt.
Mariupol ist in der vergangenen Nacht erneut mit Raketen angegriffen worden. Der ukrainische Generalstab sagte, die Russen hätten Überschallbomber vom Typ Tu-22M3 eingesetzt (Nato-Code «Backfire»).
Präsident Selenskyj hatte angekündigt, er würde die Friedensverhandlungen mit Russland abbrechen, wenn die Menschen, die sich im Stahlwerk verschanzt haben, getötet würden.
Pro-russische Separatisten, die das Stahlwerk umzingeln, hatten damit gedroht, chemische Waffen einzusetzen. Das Industriegelände des Stahlwerks Asowstal, das über unterirdische Gänge verfügt, ist mehrere Quadratkilometer gross.
Bomben auf Charkiw
Charkiw, die zweitgrösste ukrainische Stadt, die an der Grenze zum Donbass liegt, wird seit Tagen intensiv bombardiert. Selbst das Stadtzentrum wird nicht verschont und mit Artillerie und Mörsern angegriffen. Präsident Selenskyj sagte, in den vergangenen vier Tagen seien 18 Menschen getötet und 106 verletzt worden. Der ukrainische Gouverneur erklärte, die ukrainischen Truppen hätten rund um die Stadt einige Ortschaften zurückerobert.
Angriff auf Lviv
Russische Streitkräfte haben am Montag fünf Raketen auf die westukrainische Stadt Lviv (Lemberg) abgefeuert. Mehrere starke Detonationen waren zu hören, und dunkle Rauchschwaden stiegen auf. Nach ersten Berichten kamen sieben Menschen ums Leben.
Von der Leysen fordert schnelle Waffenlieferungen
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen fordert die EU-Staaten auf, so schnell wie möglich der Ukraine Waffen zu liefern. «Für alle Mitgliedstaaten gilt, wer kann, sollte schnell liefern, denn nur dann kann die Ukraine in ihrem akuten Abwehrkampf gegen Russland bestehen», sagte von der Leyen der Bild am Sonntag. «Ich unterscheide nicht zwischen schweren und leichten Waffen. Die Ukraine muss das bekommen, was sie zur Verteidigung braucht und was sie handhaben kann.»
Biden nach Kiew eingeladen
Der ukrainische Präsident Selenskyj hat Joe Biden zu einem Besuch in Kiew eingeladen. «Ich denke, er ist der Anführer der Vereinigten Staaten und deshalb sollte er kommen und sich das ansehen, was hier geschieht», sagte Selenskyj gegenüber CNN.