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Ukraine Tag 52

Vor einer «sehr, sehr blutigen Schlacht»

16. April 2022
Russischer Soldat
Ein russischer Soldat bei Luhansk im Osten der Ukraine (Foto: Keystone/EPA/Sergei Ilnitsky)

Der Kampf um die Ostukraine könnte nach Meinung von Militäranalysten Wochen dauern und «sehr, sehr blutig» werden. Die Russen sind dabei, Tausende Soldaten und riesige Mengen militärisches Material in Stellung zu bringen. Doch auch die Ukrainer rüsten mit neuen schweren Waffen auf, die sie vom Westen erhalten haben.

Wird laufend aktualisiert

  • Tausende zusätzliche russische Soldaten
  • 3000 getötete ukrainische Soldaten
  • Russland warnt Biden
  • 900 Leichen entdeckt
  • Neuer Angriff auf Kiew
  • 1000 Orte befreit

Bisher kaum Geländegewinn

Es wird für die zweitstärkste Armee der Welt keine einfache Sache werden, die Regionen Luhansk und Donezk, die zusammen den Donbass bilden, zu erobern. Das ukrainische Militär hat gut befestigte Verteidigungspositionen errichtet. Zudem haben die ukrainischen Soldaten Erfahrung gesammelt im achtjährigen Krieg mit den ostukrainischen pro-russischen Separatisten.

Täglich werden Stellungen, Städte und Dörfer im Donbass von russischen Flugzeugen und russischer Artillerie beschossen. Nach Angaben westlicher Geheimdienste haben die Russen bisher allerdings kaum Boden gutgemacht.

3000 tote ukrainische Soldaten

In einem CNN-Interview sagte der ukrainische Präsident, sein Land habe seit Beginn des russischen Einmarsches etwa 2’500 bis 3’000 Soldaten verloren. 10’000 seien verletzt worden. Nach neuesten ukrainischen Angaben seien bisher 19’900 russische Soldaten getötet worden. Überprüfen lassen sich diese Zahl nicht. Vor einem Monat, Mitte März, schätzten die USA, dass Russland mehr als 7’000 Soldaten verloren hat. Inzwischen haben viele blutige Auseinandersetzungen stattgefunden. Westliche Geheimdienstkreise vermuten, die Russen hätten «weit über 10’000 Tote» zu beklagen. Russland selbst erklärt, es seien 1’351 russische Soldaten ums Leben gekommen.

70 Prozent von Sjewjerodonezk zerstört

Die Stadt bei Luhansk, die vor dem Krieg 130’000 Einwohner zählte, wurde tagelang beschossen. Olexandr Strjuk, der Chef der Militärverwaltung der Stadt sagt, Sjewjerodonezk sei zu 70 Prozent zerstört. Die Wasserversorgung sei defekt. Über 100’000 Menschen seien geflohen.

«Unvorhersehbare Konsequenzen»

Russland fürchtet sich offenbar vor den neuen, modernen amerikanischen Waffen und warnt Joe Biden. Wenn diese Waffen an die Ukraine geliefert würden, könnte dies «unvorhersehbare Konsequenzen» haben, heisst es in einer russischen Protestnote. Biden hatte entschieden, der Ukraine erneut Militärmaterial im Wert von 800 Millionen Dollar zu liefern.

900 Leichen entdeckt

Ein ukrainischer Polizeibeamter erklärte, dass nördlich von Kiew die Leichen von mindestens 900 Zivilisten entdeckt wurden. Sie seien beim Rückzug der russischen Streitkräfte getötet worden. Noch immer werden Tote aus Trümmern in Vororten von Kiew geborgen. Die Staatsanwaltschaft und westliche Experten sind dabei, die Leichen zu obduzieren und eventuelle russische Kriegsverbrechen zu dokumentieren.

Weitere Raketen auf Mariupol

Obwohl sich nur noch wenige ukrainische Verbände in der südukrainischen Stadt verschanzt haben, wurde Mariupol auch in der Nacht zum Samstag mit Raketen beschossen. Die Russen beherrschen einen grossen Teil der Stadt.

Mariupol
Für sie sind die Kämpfe fürs Erste beendet: Diese beiden Einwohner von Mariupol sitzen vor ihrem zerstörten Haus in einem von den Russen kontrollierten Teil der Stadt. (Foto: Keystone/AP/Alexei Alexandrov)

Angriff auf Kiew

Auch am Samstagmorgen gingen russische Raketen auf Kiew nieder. Witali Klitschko, der Bürgermeister der Stadt, erklärte, dass der südöstliche Stadtteil Darnyzja angegriffen worden sei. Heftige Explosionen waren zu hören. Ob die Angriffe Opfer gefordert haben, ist noch nicht bekannt.

Nach dem Abzug der Russen aus dem nördlichen Teil der Ukraine sind zahlreiche Flüchtlinge wieder nach Kiew zurückgekehrt. Klitschko warnte nun davor, dies zu tun.

Tausend Orte befreit?

Fast tausend Dörfer, Städte und Gemeinden verschiedener Grösse sind von den ukrainischen Truppen befreit worden. Dies erklärte am Samstag der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskyj. Dies meisten dieser Orte liegen im Norden der Ukraine und haben unter der russischen Besatzung «erheblichen Schaden» erlitten.

Opfer an Bord der «Moskwa»?

Nun sagt auch das Pentagon, das russische Flaggschiff «Moskwa» sei vermutlich von ukrainischen Raketen getroffen worden. Offenbar seien einige russische Besatzungsmitglieder ums Leben gekommen, erklärte eine Pentagon-Quelle gegenüber Reuters. Russland erklärt, das Schiff sei im Sturm gesunken, obwohl erwiesen ist, dass zum Zeitpunkt, als die Moskwa sank, kein Sturm über das Schwarze Meer fegte.

Auf der Flucht erschossen

Als Dutzende Zivilisten an Bord eines Buses aus dem Dorf Borovo bei Charkiw fliehen wollten, wurden sie von russischen Soldaten beschossen. Sieben Menschen wurden getötet, 27 weitere verletzt. Dies erklärte Lyudmila Denisova, die Menschenrechtsbeauftragte des ukrainischen Parlaments. Wann der Angriff stattfand, ist unklar. Überprüfen lässt sich der Bericht nicht.

Verzögerte Beerdigung

In Irpin nördlich von Kiew sprang eine Katze ins offene Grab ihrer früheren 51-jährigen Besitzerin Lyudmyla Kononuchenko, die bei einem russischen Angriff ums Leben gekommen war. Die Katze liess sich lange Zeit nicht aus dem Grab locken, was die Beerdigung verzögerte.

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