Besucherinnen und Besucher eines Gedenkanlasses in Tokio für die vor elf Jahren, am 11. März 2011, geschehene Katastrophe von Fukushima beten still in einer Schweigeminute. Ein Erdbeben mit nachfolgendem Tsunami hatte Japans Nordostküste heimgesucht und im Kernkraftwerk von Fukushima zur Kernschmelze geführt. (Keystone/AP Photo, Eugene Hoshiko)
Die Reaktorkatastrophe von Fukushima, das zweite Ereignis dieser Grössenordnung nach der Katastrophe von Tschernobyl am 26. April 1986, löste einen weltweiten Schock aus. Es hatte nicht viel gefehlt, und es wäre nicht nur die Region um Fukushima, sondern auch die Metropole Tokio massiv verstrahlt worden, sodass sie hätte evakuiert werden müssen. Fukushima wurde zum Menetekel für die nicht zu bewältigenden Risiken der Kernenergie.
In der Folge beschlossen Deutschland und bald darauf auch die Schweiz den Atomausstieg. Dieser ist jeweils Bestandteil einer neuen Energiepolitik, die sowohl auf nukleare wie auf fossile Energieträger ganz verzichten und vollständig auf erneuerbare Energien setzen will. Ziel ist eine klimaneutrale Energieversorgung ohne nukleare Grossrisiken.
Je mehr sich nun zeigt, dass die Klimaziele nicht rechtzeitig erreicht werden, um die Erderwärmung in verträglichen Grenzen zu halten, desto stärker wird der Ausstieg aus der Kernenergie auch wieder problematisiert. Ohnehin halten die meisten Länder, die Kernenergie-Anlagen betreiben, an ihrer nuklearen Energieversorgung fest. Sie setzen auf technische Fortschritte, welche die Kernenergie sicherer und effizienter machen sollen.
Der Krieg in der Ukraine hat jedoch das Bewusstsein für die Risiken der Atomenergie erneut geschärft. Sowohl die havarierte Anlage von Tschernobyl wie das grösste AKW Europas, das aus sechs Meilern bestehende Werk Saprioschschja, sind Ziele von Kriegshandlungen geworden.