Die Russen rücken immer näher an Kiew heran. Rund um die Stadt haben immer mehr russische Soldaten Stellung bezogen. Ein Sprecher des Innenministeriums erwartet für die nächsten Tage eine «Schlüsselschlacht». Vorstädte wie Irpin werden immer wieder bombardiert. Das «Wall Street Journal» berichtet, dass die russische Armee syrische Kämpfer angeheuert hat. Sie hätten Erfahrung im Häuserkampf und sollten bei der Eroberung von Kiew die Russen unterstützen.
Nach Angaben des «Wall Street Journal» seien bereits viele Syrer in der Ukraine eingetroffen. Im syrischen Bürgerkrieg unterstützt Putin den syrischen Präsidenten Asad und seine Armee.
Auf Seiten der russischen Armee kämpfen auch Soldaten der autonomen Republik Tschetschenien. Ihr Machthaber Ramsan Kadyrow ist mit Putin verbündet.
Freiwillige auf ukrainischer Seite
Laut dem ukrainischen Aussenminister Dmytro Kuleba seien bereits 20’000 ausländische Freiwillige eingereist, um die ukrainischen Streitkräfte zu unterstützen. Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskyj hatte Ausländer aufgerufen, auf der Seite der ukrainischen Armee gegen die Russen zu kämpfen. Jeder ausländische Kämpfer soll laut britischen Medienberichten 2’000 Dollar pro Tag erhalten. Eine Bestätigung dafür fehlt.
Neue Gespräche
Eine ukrainische und eine russische Delegation haben sich an diesem Montag zum dritten Mal in Belarus an der ukrainischen Grenze getroffen. Bei der zweiten Begegnung hatten sich beide Seiten auf die Errichtung «humanitärer Korridore» geeinigt. Bei der dritten Gesprächsrunde ist kein grosser Fortschritt erzielt worden. Es sei keine Übereinkunft erzielt worden, die zur einer nennenswerten Verbesserung der allgemeinen Lage führen werde, sagte der ukrainische Delegationsleiter.
Aussenministertreffen in der Türkei?
Der russische Aussenminister Sergej Lawrow soll nach türkischen Berichten am Donnerstag in der Türkei den ukrainischen Aussenminister Dmytro Kuleba treffen. Das melden türkische Medien und berufen sich auf Informationen des türkischen Aussenminsiter Cavusoglu. Die Begegnung, an der auch Cavusoglu teilnehmen will, soll im Rahmen des «Antalya Diplomacy Forum» stattfinden. Die Ukraine hat die Begegnung noch nicht bestätigt.
Die Ukraine lehnt humanitäre Korridore nach Russland und Belarus ab
Russland kündigte am Montagmorgen eine mehrstündige Waffenruhe in umkämpften Gebieten an. In Kiew, der südlichen Hafenstadt Mariupol, Charkiw und Sumy sollen «humanitäre Korridore» eingerichtet werden, damit die Zivilbevölkerung vor den Kämpfen und Bombardierungen flüchten kann. In der schwer umkämpften Stadt Mariupol waren am Wochenende zweimal humanitäre Korridore vereinbart worden. Als die Menschen zu flüchten begannen, wurden sie von russischen Soldaten beschossen. Mariupol wird vor allem von pro-russischen Milizen aus den sezessionistischen ukrainischen «Volksrepubliken» beschossen.
Russland hat vorgeschlagen, humanitäre Korridore nach Belarus und Russland einzurichten. Die Ukraine wehrt sich dagegen, dass Menschen in Gebiete flüchten sollen, die von Russland beherrscht werden. Ein Sprecher des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenskyj sagte, bei den Evakuierten handle es sich ukrainische Bürger, die das Recht haben sollten, in ukrainisches Gebiet evakuiert zu werden.
Gemäss ukrainischen Medienberichten sind einige Routen, über die die Evakuierung erfolgen sollte, von pro-russischen Kräften vermint worden.
Unklare Lage in Cherson
Die südukrainische Hafenstadt Cherson war am Wochenende in die Hände der Russen gefallen. Jetzt melden ukrainische Quellen, dass aus einem Teil der Stadt die Russen wieder vertrieben worden seien. Dreissig russische Helikopter sollen auf einem Flugplatz der nahe der Stadt zerstört worden sein.
Amerikanische Waffenlieferungen
Die USA haben bisher 17’000 Panzerabwehr-Waffen an die ukrainischen Streitkräfte geliefert. Das berichtet die «New York Times». Die Waffen werden via Estland, Polen und Rumänien in die Ukraine gebracht. Neben Panzerabwehr-Waffen liefern die USA auch andere Waffen und Munition.
11’000 tote Russen?
Seit Beginn des Krieges am 24. Februar sind nach ukrainischen Angaben 11’000 russische Soldaten ums Leben gekommen. Die russische Armee soll zudem 46 Kampfflugzeuge, 68 Kampfhelikopter und 290 Panzer verloren haben. Überprüfen lassen sich diese Angaben nicht. Russland spricht von weniger als tausend Gefallenen.
13’000 Festnahmen in Russland
Seit Kriegsbeginn sind in Russland etwa 13’000 Menschen bei Demonstrationen gegen den Krieg festgenommen worden. Dies berichtet die unabhängige Organisation OVD. Allein am vergangenen Wochenende wurde in 60 russischen Städten demonstriert. Dabei wurden 4’400 Russinnen und Russen verhaftet, 2’035 in Moskau, 1’150 in St. Petersburg.
Russland vor dem höchsten Uno-Gericht
Die Ukraine bringt Russland wegen der Verletzung der Völkermord-Konvention von 1948 vor den Internationalen Gerichtshof in Den Haag – doch Russland weigert sich zu erscheinen. Der ukrainische Vertreter Anton Korynevych erklärte, Russland verübe «Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit» und müsse gestoppt werden. Zu Beginn der Sitzung erklärte Richterin Joan Donoghue, Russland verweigere die Teilnahme an der Anhörung.
«Russland weiter isolieren»
Die USA sollen die Einfuhr von russischem Öl und anderen Energieprodukten verbieten. Nancy Pelosi, die demokratische Speakerin des Repräsentantenhauses, erklärte, derzeit würde eine «wirkungsvolle Gesetzesinitiative geprüft, die Russland weiter von der Weltwirtschaft isolieren» würde. Die normalen Handelsbeziehungen mit Russland und Belarus würden aufgehoben. Dies wäre ein erster Schritt, sagte Pelosi, um Russland den Zugang zur Welthandelsorganisation zu verwehren.
(Wird laufend aktualisiert)
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