Die «Adlige» im Pelz: Auch Maria Elisabetta Casellati, die Präsidentin des Senats, schafft es nicht, italienische Staatspräsidentin zu werden. Auch im siebten Wahlgang am Samstagmittag fiel noch kein Entscheid. Mehrere einflussreiche Parlamentarier beknien nun den bisherigen Staatspräsidenten Sergio Mattarella, dass er seinem Septennat noch einige Jahre anhängt. Selbst Mario Draghi, der einstige Favorit, sprach sich für Mattarella aus. Ob der allerdings will, ist noch unklar. (Archivbild, EPA/Ansa/ Matteo Bazzi)
Die Nicht-Wahl von Elisabetta Casellati am Freitag gilt als Schlappe für «Lega»-Chef Matteo Salvini, der sich als Königsmacher aufspielte und Casellati ins Rennen schickte. Die 75-Jährige erreichte im fünften Wahlgang am Freitag 382 Stimmen. Nötig, um gewählt zu werden, wären mindestens 505 Stimmen gewesen.
Die erzkatholische Casellati, die aus einer adligen venezianischen Familie stammt, gehört der Berlusconi-Partei «Forza Italia» an und gab sich nach der Wahlschlappe beleidigt. Sie ist auch innerhalb ihrer Partei nicht beliebt. Sie führt sich als «Grande Dame» auf und verweist immer wieder auf ihre noble Herkunft. Sie war es auch, die Berlusconi zur Seite sprang, als er beschuldigt wurde, in der Affäre um die minderjährige «Ruby» gelogen zu haben.
Dass Matteo Salvini eine solch nicht ganz unbescholtene Person als Kandidatin vorgeschlagen hatte, zeigt nach Angaben von Römer Beobachtern seine Verzweiflung.
Ärgerlich für Casellati und Salvini ist, dass das rechtspopulistische Lager gespalten ist. 59 rechtsgerichtete Parlamentarier und Parlamentarierinnen haben als «Heckenschützen» nicht für Casellati gestimmt. Ihnen schrieb sie schon während der Auszählung – als ihre Nicht-Wahl feststand – zornige E-Mails.
Auch der sechste Wahlgang am Freitagabend und der siebte am Samstagmittag brachte keine Entscheidung. Im Vordergrund steht nun plötzlich eine Wiederwahl des bisherigen 80-jährigen Staatspräsidenten Sergio Mattarella. Er hatte bisher mehrmals erklärte, er sei nicht bereit, einige Jahre an sein Septennat anzuhängen. Ob er nun – auf Bitten mehrerer Parteichefs – seine Meinung ändert, ist nicht klar.
Im siebten Wahlgang am Samstagmittag erhielt Mattarella 387 Stimmen. Nötig für die Wahl wären mindestens 505. Am späten Samstagnachmittag beginnt der achte Wahlgang.
(J21/hh)