In Metro Manila und mehreren weiteren Regionen der Philippinen haben die fast zwei Wochen lang anhaltenden Taifune und heftigen Monsunregenfälle im Juli zu massiven Überschwemmungen geführt. Diese haben das ungelöste Abfallproblem noch einmal verschärft. Die Gewässer sind bedeckt mit Plastikmüll. Ein philippinischer Mitarbeiter der städtischen Umwelt- und Sanitärdienste Manilas benutzt ein Floss, um bei einer Reinigungsaktion an der Grenze zwischen San Juan und Quezon City einen Bach mit angesammeltem Müll und Schutt zu befahren.
Die buchstäbliche Abfallflut hat die lokalen philippinischen Behörden dazu veranlasst, ihre Massnahmen zum Hochwasserschutz zu verstärken und ihre Verfahren der Abfallentsorgung zu verbessern. Ob das viel bewirken wird, ist allerdings zu bezweifeln. Erst kürzlich sind Verhandlungen in Genf über ein UN-Plastikabkommen gescheitert. Rund 180 Länder konnten sich nach dreijährigen Verhandlungen nicht auf einen Vertragstext einigen. Das Scheitern lag wesentlich am Widerstand erdölexportierender Länder. Diese wollen angesichts der Pläne zur Dekarbonisierung der Energieversorgung die Verwendung von Erdöl bei der Erzeugung von Kunststoffen nicht einschränken.
Heute gelangt weltweit ein Grossteil der Plastikabfälle in die Meere. Etwa 75 Prozent des gesamten Meeresmülls besteht aus Kunststoffen. Der jährliche Eintrag von Kunststoff beträgt 4,8 bis 12,7 Millionen Tonnen. Nach Angaben des Umweltprogramms der vereinten Nationen (UNEP) treiben inzwischen auf jedem Quadratkilometer Meeresoberfläche bis zu 18’000 Plastikteile unterschiedlichster Grösse. Doch dies ist nur die Spitze des Eisbergs, mehr als 90 Prozent der Abfälle sinken auf den Meeresboden und bleiben dem Auge verborgen. Plastik ist im Meer nahezu unvergänglich, nur langsam zersetzt es sich durch Salzwasser und Sonne und gibt nach und nach kleinere Bruchstücke an die Umgebung ab.
Die Überbleibsel der Wegwerfgesellschaft kosten jedes Jahr bis zu 135’000 Meeressäugern und einer Million Meeresvögel das Leben. Die Tiere verhungern mit vollen Mägen, da Plastik den Verdauungsapparat verstopft. Wale und Delfine, aber auch Schildkröten verfangen sich in alten Fischernetzen, ertrinken oder erleiden schwere Verletzungen bei Befreiungsversuchen. Ein besonderes Phänomen sind die sogenannten Müllstrudel. Hydrographische Wirbel sammeln hier gigantische Müllteppiche an. Der wohl bekannteste ist der «Great Pacific Garbage Patch» im Nordpazifik zwischen Hawaii und Kalifornien.
Doch nicht nur physische Gefahren lauern. Bei den Zersetzungsprozessen werden gefährliche Inhaltsstoffe wie Bisphenol A, Phtalate oder Flammschutzmittel freigesetzt, die sich in der Nahrungskette anreichern und nachhaltig das Erbgut und den Hormonhaushalt mariner Lebewesen beeinflussen können. Auch sind in der Langzeitfolge schädliche Auswirkungen auf den Menschen nicht auszuschliessen.
Quellen: Agenturen, Umweltorganisation NABU