Staatsstreich in Niger: Das Bild aus einem von ORTN verbreiteten Video zeigt Amadou Abdramane (vorn Mitte) am Mittwochabend mit einer Delegation von Offizieren in Niamey bei seiner Erklärung, die Macht im zentralafrikanischen Staat übernommen zu haben.
Oberst Major Amadou Abdramane, Sprecher der Putschisten, erklärte: «Alle aus der 7. Republik hervorgegangenen Institutionen sind suspendiert. Die Generalsekretäre der Ministerien werden sich um die Abwicklung der aktuellen Angelegenheiten kümmern, die Verteidigungs- und Sicherheitskräfte regeln die Situation.» Zudem würden alle externen Partner gebeten, sich nicht einzumischen. Abdramane kündigte ferner an, alle Grenzen Nigers seien geschlossen und es gelte eine nächtliche Ausgangssperre im ganzen Land.
Die Putschisten nennen sich «Nationaler Rat zum Schutz des Vaterlandes» und begründen ihren Umsturzversuch mit der schwierigen Wirtschafts- und Sicherheitslage im Land. Den amtierenden Präsidenten Mohamed Bazoum haben sie bereits am Mittwochmorgen festgesetzt.
Seit der Unabhängigkeit im Jahr 1960 gab es in Niger vier Militärputsche und zahlreiche Putschversuche. In den Nachbarstaaten Mali und Burkina Faso regieren nach Militärputschen in den vergangenen Jahren bereits Militärjuntas.
International wurde der jetzige Putschversuch verurteilt. Die Westafrikanische Wirtschaftsunion ECOWAS forderte die Putschisten auf, den Präsidenten unverzüglich freizulassen. Das Bündnis wolle einen Vermittler nach Niger schicken.
Niger gilt als strategischer Partner des Westens im Antiterror-Kampf in der Sahelzone, wo sich der jihadistische Terror weiter ausbreitet. Deswegen haben europäische Staaten zuletzt massiv in Militärkooperationen und Entwicklungszusammenarbeit mit dem Wüstenstaat investiert. Dies nicht zuletzt, weil die Militärjunta im Nachbarstaat Mali immer mehr westliche Partner brüskiert hat und mit der russischen Söldnergruppe Wagner kooperiert.