In einem Kiefernwald nahe der ostukrainischen Stadt Isjum sind Hunderte vergrabener Leichen entdeckt worden. Laut den ukrainischen Behörden wurden sie von russischen Soldaten getötet, gefoltert oder starben bei Artillerie-Angriffen.
Isjum ist vergangene Woche im Zug der ukrainischen Gegenoffensive befreit worden. Die russischen Besatzer hatten panikartig die Flucht ergriffen.
Rund hundert ukrainische Rettungskräfte sind dabei, die Toten auszugraben. Das Gräberfeld befindet sich am Rande der Stadt Isjum. Laut der BBC ist eine Massenexhumierung im Gang. Die Luft sei «erfüllt vom Gestank des Todes».
Isjum war im April von den russischen Kräften eingenommen und letzte Woche wieder befreit worden. Die Stadt diente Russland als wichtiger militärischer Knotenpunkt für den Nachschub seiner Streitkräfte aus dem Osten.
Olexander Iljenkow, der regionale Staatsanwalt von Charkiw, sagte, es bestehe kein Zweifel, dass hier Kriegsverbrechen begangen worden seien.
«Im ersten Grab liegt eine Zivilistin, der ein Seil um den Hals gelegt wurde. Wir sehen also die Spuren von Folter», sagte er der BBC.
Die Ukraine will der Welt diesen «verstörenden Einblick zeigen», erklären ukrainische Beamte. Deshalb wurden Dutzende internationaler Journalisten nach Isjum geleitet. «Man muss über diese Kriegsverbrechen berichten», sagte ein Beamter.
Nach Angaben der ukrainischen Polizei gibt es 445 neue Gräber am Rande von Isjum. Einige von ihnen enthalten mehr als einen Leichnam. Unklar ist, wie viele der Toten Zivilisten und wie viele Militär sind. Nach offiziellen Angaben wurden in einem Grab etwa 20 Soldaten gefunden, einige mit gefesselten Händen und einer mit einer Schlinge um den Hals. Sicher ist, dass sich unter den Begrabenen auch Frauen und Kinder befinden.
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass einige von russischem Granatenbeschuss getötet wurden und andere Opfer eines russischen Luftangriffs auf einen Wohnblock im März waren, bei dem 47 Menschen ums Leben kamen.
(J21)