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Stichwahl

Hoffnung für Guatemala? Eher nicht

Arévalo
Arévalo an einer Wahlveranstaltung am Donnerstag in Guatemala-Stadt. (Foto: Keystone/AP/Moises Castillo)

Der gemässigte, pro-westliche Sozialdemokrat Bernardo Arévalo hat Chancen, bei der Stichwahl am kommenden Sonntag neuer Präsident Guatemalas zu werden. Doch viele glauben, dass die eigentlichen Machthaber im Staat, die guatemaltekischen Oligarchen, alles tun werden, um Arévalo zu verhindern.

Guatemala ist eines der korruptesten Länder der Welt. Der Sozialdemokrat gehört der Anti-Korruptionspartei «Semilla» (Samen) an. Er hat gelobt, als Präsident die uneingeschränkten Privilegien der seit Jahrzehnten dominierenden und teils mit brutaler Gewalt herrschenden reichen Elite zu beschneiden. Dieser «Pakt der Korrupten» reicht bis weit in die Justiz, die Politik und das Militär hinein.

Beim ersten Wahlgang am 25. Juni erreichte Arévalo völlig überraschend und zur Verblüffung der Machthaber den zweiten Platz. Deshalb geht er jetzt in die Stichwahl mit der bestplatzierten ehemaligen First Lady Sandra Torres. Ihr werden laut Umfragen kaum Chancen eingeräumt.

Arévalo ist vor allem bei den Jungen, den Indigenen und den Gebildeten beliebt. Gemäss Umfragen könnte er auf über 60 Prozent der Stimmen kommen.

Die Richter hatten mehrere regierungskritische Kandidaten von der Teilnahme an der Wahl ausgeschlossen. Dass Arévalo kandidieren konnte, liegt einzig daran, dass er in Umfragen chancenlos weit abgeschlagen auf einem der letzten Plätze landete. Dass er dann zweiter wurde, verblüffte alle.

Bereits nach dem ersten Wahlgang sprachen die Machthaber von Manipulation und Wahlbetrug und wollten das Ergebnis umstossen. Auf Druck der USA, der EU und der Organisation amerikanischer Staaten mussten sie das Resultat schliesslich doch anerkennen.

Das schliesst nicht aus, dass die Staatsanwaltschaft eine Wahl Arévalos wegen «Unregelmässigkeiten bei den Mitgliederlisten» (was das auch immer heissen mag) suspendiert und die zweitplatzierte Oligarchie-freundliche Sandra Torres als Präsidentin vereidigen wird. Auch bei der Gründung von Semilla habe es «Unregelmässigkeiten» gegeben, lässt die Staatsanwaltschaft verlauten.

Der 64-jährige Arévalo, ein ehemaliger Diplomat, verurteilt die linken Regimes in Venezuela und Nicaragua. Er hat sich deutlich gegen Präsident Putin und den russischen Überfall auf die Ukraine ausgesprochen.

Er ist der Sohn des früheren reformfreundlichen Präsidenten Juan José Arévalo, der von 1945 bis 1951 an der Macht war.  

(Journal 21)

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