Er ist der Sohn eines der berüchtigtsten asiatischen Diktatoren. Jetzt hat Ferdinand Marcos Junior, genannt «Bongbong», die Präsidentenwahl auf den Philippinen gewonnen – mit grandiosem Resultat. Sein Vater, Ferdinand Marcos Senior, war 1986 nach einem Volksaufstand weggeputscht worden. Ihm waren Bereicherung in Milliardenhöhe und schwerste Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen worden.
Der 65-jährige Marcos Junior hat bei den Wahlen am Montag mehr als doppelt so viele Stimmen erhalten wie seine Gegenkandidatin, die Menschenrechtsaktivistin, Juristin und Wirtschaftswissenschaftlerin Leni Robredo. Damit kehrt der einst davongejagte Marcos-Clan zurück an die Macht.
Marcos Senior starb 1989. Er war drei Jahre zuvor mit Hilfe der USA nach Hawaii ins Exil geflüchtet. Er hatte Tausende aussergerichtlich töten lassen und schaffte etwa zehn Milliarden US-Dollar ausser Landes.
1991 kehrte die Familie Marcos auf die Philippinen zurück. Dank des enormen Reichtums wurde der Clan wieder zu einer mächtigen Kraft in Politik und Wirtschaft und führt ein ausschweifendes Leben. Kolportiert wird immer wieder, dass die jetzt 92-jährige Imelda Marcos, die Mutter des jetzigen Präsidenten, eine Schuhfetischistin ist und über 3000 Paar besitzt.
Marcos Junior hat kein wirkliches politisches Programm. Mit klassisch populistischen Phrasen und gross inszenierten Massenveranstaltungen überzeugte er einen grossen Teil der Bevölkerung. Es wird erwartet, dass er die Politik des abtretenden Präsidenten Rodrigo Duterte fortsetzt. Dem Quasi-Diktator Duterte, der einen «Krieg gegen die Drogen» entfesselt hatte, werden schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen.
Dutertes Tochter, Sara, eine Rechtsanwältin, wird nun Vizepräsidentin unter dem neuen Präsidenten Marcos Junior. Dieser war wegen Steuerhinterziehung und falschen Angaben zu seiner universitären Laufbahn verurteilt worden.
Bongbong erbt jetzt immense Probleme, darunter eine von einer Pandemie heimgesuchte Wirtschaft, tiefe Armut und die Folgen der brutalen Drogenbekämpfung unter der Führung von Duterte.
Journal 21