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Gastkommentar

Warum die Mondlandung nichts gebracht hat

20. Januar 2017 , Von Peter Sacher
Gastkommentar
Ferrara feierte letztes Jahr seinen wohl berühmtesten Sohn, Ludovico Ariosto, dessen Epos „Der rasende Roland“ (Orlando furioso) 1516 erstmals erschienen ist. Das Epos hat auch mit dem Mond zu tun.

Bevor Sie nun gleich Wikipedia bemühen, möchte ich Ihnen hier eine kurze Zusammenfassung der Geschichte liefern. Rolands Flamme Angelika, eine ebenso schöne wie zauberkräftige chinesische Prinzessin, die an den Hof Kaiser Karls kommt, verliebt sich in einen einfachen Soldaten, weshalb Roland gänzlich seinen Verstand verliert.

Den Verstand wiedergefunden

Der britische Prinz Astolfo eilt zu Hilfe und unternimmt auf seinem Hippogryphen – ein von Ariost erfundenes Fabelwesen, für das später als Synonym der Begriff Pegasus verwendet wurde – eine Reise zum Mond, wo alle Gegenstände liegen, die auf der Erde verloren gegangen sind. Er findet tatsächlich Rolands Verstand in einer Flasche und bringt ihn seinem Besitzer zurück.

„Solvite me (Befreit mich)!“ fleht der gefesselte Roland, nun wieder bei Sinnen, und Rolands Freunde jubeln: „Er hat sein Gedächtnis wiedergefunden. Er ist gerettet.“

Dies ist aber nur einer von drei Haupt-Handlungssträngen in Ariosts Epos. Daneben und zwischendurch geht es immer wieder um den Krieg zwischen Karl dem Grossen und dem Sarazenen Agramante sowie um die Genealogie der Adelsfamilie Este.

Für diese Kolumne jedoch ist die Reise Astolfos von zentraler Bedeutung. Lange Zeit war es mir überhaupt nicht klar, warum die Amerikaner so wild am Wettbewerb um den Mond teilnahmen und an einer Mondlandung interessiert waren, bis ich nun eben den „Rasenden Roland" gelesen habe.

Wonach auf dem Mond gesucht wird

Es ist offensichtlich, dass sie daran interessiert waren, einiges, was auf der Erde abhanden gekommen war, dort wieder zu finden – zum Beispiel die Redlichkeit der Journalisten, den Verstand von Politikern, die Ehrlichkeit von Bankern, die Vernunft von gewissen Predigern, die Weisheit der Akademiker, das Verantwortungsbewusstsein der Elite, die Zivilcourage der Intellektuellen, die Korrektheit der Qualitätsmedien, die Fairness der Sportler, das Masshalten der CEOs, die Souveränität der Lehrer, die Grosszügigkeit der Beamten, die Umsicht der Ärzte oder die Würde des Menschen.

Weil aber der Mond von all diesen Sachen fast zugemüllt worden war, wurde das meiste inzwischen auf den Mars verfrachtet. Das ist der Grund, weshalb Neil Armstrong und Edwin Aldrin anlässlich ihrer Mondlandung nichts gefunden haben und deshalb vom Mond nur ein paar müde kleine Gesteinsbröckelchen auf die Erde zurückbrachten.

Auch Conrad und Bean, die man zu einer erneuten Suche einige Monate später auf den Mond geschossen hatte, fanden nichts ausser Staub und Steine. Die Suche weiterer Mondflieger blieb ebenfalls ergebnislos.

Vielleicht auf dem Mars?

Wenn wir denn dereinst auf dem Mars die auf dem Mond vergeblich gesuchten Charaktereigenschaften wieder finden sollten, so haben sich die gigantischen Investitionen in die Marslandung gelohnt und sind nicht ins Weltall hinausgeschossenes Geld. Die Bilder und Analysen, die der Marsrover bisher zur Erde gefunkt hat sind allerdings leider nicht sehr Erfolg versprechend, wobei erwähnt werden muss, dass bis dato nur ein kleines Areal dieses Planeten erforscht wurde.

Nachstehend das Fazit von Ariost zu seiner Geschichte: „Ihr braucht nicht auf den Mond zu fahren. Es reicht, die Augen zu öffnen, um Euer  Selbst zu erkennen: Als Produkt Eurer Kulturgeschichte und als lebendiger Teil davon.“ Dem ist nichts, aber auch gar nichts beizufügen.

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