In der dritten SRG-Hochrechnung von 20 Uhr werden der SVP knapp 29 Prozent Wähleranteil und acht zusätzliche Sitze im Nationalrat prognostiziert. Die grünen Parteien gehen auf Verluste sogar noch grösseren Ausmasses zu. Trotzdem bleibt die Schweizer Politik vergleichsweise stabil.
Die dritte SRG-Hochrechnung von 20 Uhr ergibt bei den Nationalratswahlen folgenden vorläufigen Stand bei den Wählerstärken:
SVP 28,9% (+ 3,3)
SP 17,5% (+ 0,7)
FDP 14,6% (- 0,5)
Mitte 14,6% (+ 0,8)
Grüne 9,2% (- 4,0)
GLP 7,2% (- 0,6)
Das ergibt folgende Sitzverteilung:
SVP 61 (+ 8)
SP 41 (+ 2)
Mitte 30 (+ 2)
FDP 29 (0)
Grüne 21 (- 7)
GLP 11 (- 5)
EVP 2 (- 1)
Lega 1 (0)
EDU 1 (0)
PdA 0 (- 2)
Übrige 3 (+ 3)
Das statistische Fehlerrisiko liegt für die Wähleranteile bei +/-2 Prozent, für die Sitzverteilung bei +/-2 Sitzen. Die Wahlbeteiligung ist im Vergleich zu den 45,1 Prozent im Jahr 2019 leicht gestiegen, nämlich auf 46,5 Prozent.
Den klaren Akzent setzt die SVP mit einem Resultat, mit dem sie in den Bereich ihres Rekordergebnisses von 2015 vorstösst und das ihr im Nationalrat zusätzliche acht Sitze bringt.
Die Grünen verlieren deutlich, wobei sie vor allem in der Westschweiz abstürzen. Nachdem die GLP in den ersten Hochrechnungen ebenfalls klar zu verlieren schien, zeigt die Hochrechnung von 20 Uhr bei der Wählerstärke einen mässigen Verlust von unter einem Prozent, womit sie etwa im Schwankungsbereich der übrigen Parteien (ausser den Grünen und der SVP) läge. Dennoch verliert die GLP fünf Sitze. Das liegt daran, dass sie vor vier Jahren stark von Listenverbindungen profitiert hatte. Diesmal ging die gleiche Strategie nicht auf.
Das von Beobachtern vorausgesehene Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen FDP und Mitte hat die Letztere ganz knapp für sich entschieden. Dabei zeigt sich der Erfolg der Neupositionierung und Umbenennung der alten CVP zur «Mitte» sowie der Fusion mit der BDP. Der langjährige Abwärtstrend der früheren CVP konnte gestoppt werden.
Kommentatoren sind sich einig, dass die Nationalratswahlen eine deutliche Verschiebung nach rechts bringen. Der Erfolg der SVP dürfte am Migrationsthema liegen, bei dem die Partei im Wahlkampf ihren klaren Schwerpunkt gesetzt hat.
Klimafragen scheinen bei der jetzigen Wahl nicht mehr im gleichen Mass mobilisiert zu haben wie 2019, als die grünen Parteien stark zulegten.
Die Ergebnisse bestätigen den Ruf der Schweiz, ein politisch überaus stabiles, vielleicht gar etwas behäbiges Land zu sein. Im Vergleich mit anderen Demokratien fallen politische Gewichtsverlagerungen bei Wahlen in der Schweiz in der Regel moderat aus. Dieses Muster bestätigt sich augenscheinlich bei den Wahlen 2023.
Von den Ständeratswahlen liegen erste Einzelergebnisse vor. Ein Gesamtbild von der Neubestellung der kleinen Kammer ist noch nicht möglich. In den meisten Kantonen sind zweite Wahlgänge erforderlich.