
Donald Trump ist eitel. Er lobt sich gern selbst und betont, wie populär er sei. Doch er ist einer der unbeliebtesten Präsidenten in der amerikanischen Geschichte.
Nur James Buchanan (Präsident von 1857 bis 1861), Andrew Johnson (1865–1869) und Warren Harding (1921–1923) waren in der bald 250-jährigen Geschichte der USA noch unpopulärer oder ebenso unpopulär.
Nach 100 Tagen im Amt wird traditionell die Beliebtheit der Präsidenten gemessen. Die Meinungsforscher fragen jeweils, ob die Amerikaner und Amerikanerinnen eine positive («favorable») oder negative («unfavorable») Meinung des Präsidenten hätten.
Betrachten wir die letzten sieben Präsidenten: Keiner lag nach 100 Tagen im roten («unfavorable») Bereich. Will heissen: bei keinem überwogen die negativen Werte. Mit einer Ausnahme.
Positive, «favorable» Werte nach 100 Tagen im Amt
Jimmy Carter: 63 Prozent
Ronald Reagan: 67 Prozent
George Bush: 58 Prozent
Bill Clinton: 55 Prozent
George W. Bush: 56 Prozent
Barack Obama: 53 Prozent
Donald Trump (erste Amtszeit): 42 Prozent
Joe Biden: 52 Prozent
Jetzt ist Trump während bald 100 Tagen wieder im Amt. Jetzt wird wieder gemessen. «Favorable»? «Unfavorable»? Schon steht fest: Es sieht nicht gut aus für ihn.
Negativspirale
Zwar begann er Mitte Januar bei Amtsantritt im positiven Bereich. Das war bei fast allen Präsidenten so. Am 27. Januar 2025 hatten 50,5 Prozent der Amerikaner und Amerikanerinnen eine positive Meinung von Trump. 44,3 Prozent lehnten ihn ab. In der Folge sank die Zustimmung langsam und die negativen Bewertungen nahmen zu.
Dann kam der 12. März und Trumps «Waterloo» begann, wie ein CNN-Kommentator sagte. Am 12. März traten die von Trump angekündigten Einfuhrzölle auf Stahl und Aluminium in Kraft.
Seine Zustimmungswerte sackten ab. Trump geriet in eine Negativspirale. Heute sehen ihn 50,7 Prozent der Befragten negativ und 46,4 Prozent positiv. Kein Präsident wies nach bald hundert Tagen einen solch schlechten Wert auf.
Chaotischer Kurs
Nicht genug: Die Zustimmungswerte bröckeln weiter. Dies ermittelt die renommierte US-Website RealClearPolitics. Sie berechnet Durchschnittswerte grosser Meinungsforschungsinstitute. Dazu gehören Dutzende Erhebungen von YouGov, Reuters-Ipsos, CNBC, Harvard-Harris, Gallup, Morning Consult, Wall Street Journal und andere. Selbst Fox News sieht Trump im negativen Bereich.
Es fällt auf, dass der Präsident schon in den ersten Wochen seiner zweiten Präsidentschaft an Zustimmung verloren hat. Sein forscher, chaotischer Kurs hat offenbar schnell viele abgeschreckt.
Am 2. April hatte Trump offenbar gehofft, seine verkündeten Handelszölle würden von der amerikanischen Bevölkerung positiv aufgenommen. Erstaunlicherweise trat das Gegenteil ein. In nicht einmal anderthalb Monaten hatte Trump also seinen Bonus verspielt.
Schlechte Prognose
Die fast täglich erhobenen Umfragen zeigen, dass die Zahl der «unfavorable» Meinungen ständig zunimmt. Experten rechnen damit, dass die langsam anschwellende Protestbewegung seinen Abwärtstrend in den Umfragen akzentuieren wird. Und wenn, was zu erwarten ist, ein Teil der US-Bevölkerung unter seinen abenteuerlichen Wirtschaftsmassnahmen konkret zu leiden beginnt, wird sich dieser negative Trend verstärken.
Eine CNBC-Umfrage muss Trump ernsthaft zu denken geben. «Donald Trump wurde ausdrücklich wiedergewählt, um die Wirtschaft anzukurbeln», kommentiert Jay Campbell von «Hart Associates», dem Meinungsforschungsinstitut, das die Umfrage durchgeführt hat. «Bisher gefällt den Leuten gar nicht, was sie sehen», sagt Campbell. Laut Gallup sind 55 Prozent der Erwachsenen «skeptisch», ob Trump die Wirtschaft ankurbeln kann.
«Fake News»
Negativ für Trump schlägt auch zu Buche, dass seine Zustimmungswerte bei seiner treuesten Wählerschaft, den republikanischen weissen alten Männern, langsam zu bröckeln beginnen. Bei den Jungen und den Minderheitern hat der Abwärtstrend schon länger begonnen.
Trump selbst wischt solche Umfragen vom Tisch und bezeichnet sie – wie alles, was ihm nicht gefällt – als «Fake News» seiner Gegner. Die Umfrageinstitute würden von seinen Feinden instrumentalisiert.
Einen Einfluss auf Trumps brachiale Politik werden die Umfragen nicht haben. Zumindest vorerst nicht.