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Kommentar 21

Trump und Reagan

26. Januar 2017
Reinhard Meier
Reinhard Meier
Trumps Amtsantritt erinnert in einigen Aspekten an Ronald Reagan. Das mahnt zur Vorsicht vor überstürzten Voraussagen.

Ronald Reagan ist auf den Tag genau 36 Jahre vor Donald Trump in sein Amt eingesetzt worden. Auch er war damals schwer umstritten. In Amerika und in Europa galt er weitherum als erzreaktionäre Figur und als Kalter Krieger, dem manche zutrauten, auch eine militärische Konfrontation mit dem damals noch existierenden Supermachtrivalen Sowjetunion zu provozieren. 

Hört man sich Reagans damalige Antrittsrede an, so fällt auf, dass er eine ungleich moderatere Rhetorik benutzte als der Demagoge Trump. Trump schreckt nicht davor zurück, die amerikanische Wirklichkeit kurzerhand auf ein „Gemetzel“ (American carnage) zu reduzieren.  George Will, eines der ältesten konservativen Schlachtrösser unter den US-Kolumnisten, hat Trumps Antrittsrede als die „schrecklichste der Geschichte“ bezeichnet.

Als Reagan im Juni 1987 vor der Berliner Mauer ausrief: „Herr Gorbatschow, reissen Sie diese Mauer nieder!“, hielten das viele für schale Propaganda eines Hollywood-Veteranen. Niemand hatte  damit gerechnet, dass eine solche Vision demnächst Wirklichkeit werden könnte. Zwei Jahre später verschwand dann die Mauer tatsächlich. Das war zwar nicht primär Reagans Verdienst, wie einige seiner übereifrigen Anhänger später behaupteten. Es war vor allem eine Konsequenz der inneren Schwäche des Sowjetregimes.

Doch Reagans Beispiel lehrt, dass man sich vor apodiktischen Schwarzmalereien beim Antritt eines neuen Chefs im Weissen Haus zurückhalten sollte – auch dann, wenn man diesen höchst unsympathisch findet oder gar für brandgefährlich. Der einst weit über linksliberale Intellektuellenmilieus hinaus belächelte oder beargwöhnte Reagan gilt im Rückblick mehrheitlich als ziemlich positive Figur. Auch Trump könnte mit seinen hemdsärmeligen Geschäftsmethoden kurzfristig durchaus einige Erfolge verbuchen. 

Allerdings hätte sich Reagan nie dazu verstiegen, die Medien pauschal als verlogen abzukanzeln, nur weil sie nachweisbare Zuschauerzahlen zu seiner Inauguration verbreiteten, die seinen egomanen Appetit nicht befriedigten. Und noch ein signifikanter Unterschied: Reagan hatte Sinn für Humor. Bei Trump hat man das bisher nicht entdecken können.

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