
Die pompösen Empfänge in Riad und Doha sind vorbei, Präsident Donald Trump wird sich nach dem Besuch in Abu Dhabi (Vereinigte Arabische Emirate) wieder an Bord seiner Boeing 747 begeben, und zurück geht’s nach Washington.
Zu seinem Leidwesen muss er noch die alte Air Force One benutzen – die neuere, mit mehr Gold ausgestattete Boeing 747, die ihm Qatar geschenkt hat (Wert um die 400 Millionen Dollar) steht noch auf einem Flugplatz bei Doha. Das wird sich aber bald ändern – noch ein paar Formalitäten, und die Maschine wird pro forma erst mal ans Pentagon überschrieben, um danach in eine undurchsichtige Stiftung unter dem Schutzschirm von Donald Trump übertragen zu werden.
Zwischenbemerkung: Können Sie sich vorstellen, dass ein europäischer Politiker, beispielsweise Deutschlands Kanzler Merz, sich von einem anderen Staat ein Regierungsflugzeug schenken liesse? Oder gar ein schweizerischer Bundesrat …?
Für Donald Trump kein Problem, ebenso wenig, dass parallel zu seinen offiziellen Terminen in drei Golfstaaten zwei seiner Söhne und sein Schwiegersohn mit potentiellen Investoren zusammentrafen und Milliarden-Geschäfte für den Bau von Trump-Tower-Hotels und/oder Golf-Resorts verhandelten. Auch in der Begleitung durch Elon Musk oder den Fifa-Präsidenten Infantino sah Trump kein Problem – Privates, Geschäftliches und Amtliches fliessen ja seit jeher ungehemmt in seinen Präsidentschaften ineinander.
Treffen mit Ahmed al-Sharaa
Die Reise des US-Präsidenten erbrachte ‹Deals» in Milliardenhöhe und wird zu einer gewaltigen Aufrüstung der Region führen. Für 142 Milliarden Dollar will Saudiarabien Waffensysteme aus den Vereinigten Staaten kaufen, 38,5 Milliarden wird Qatar aus den eigenen Taschen bezahlen, um die dortige militärische Basis der US-Truppen (grösster und wichtigster der rund 40 amerikanischen Stützpunkte in der Region) auszubauen. Weitere Abkommen schloss Trump mit den Vereinigten Arabischen Emiraten.
Wie sinnvoll oder gar notwendig eine derartige Hochrüstung in der bereits jetzt von Waffen starrenden Region ist, bleibe dahingestellt – aber glücklicherweise führte Trumps Reise nicht nur zum Abschluss von Handelsabkommen, sondern auch zu einer politischen Zäsur: eingefädelt vom saudischen De-facto-Herrscher Mohammed bin Salman (der sich in seiner Rolle als internationaler Vermittler sonnt) und dem türkischen Präsidenten Erdoğan kam es zum Treffen zwischen Trump und dem (blitzschnell nach Riad eingeflogenen) syrischen Präsidenten Ahmed al-Sharaa und zum Versprechen des US-Präsidenten, die Vereinigten Staaten würden die seit 45 Jahren bestehenden und immer weiter verschärften Sanktionen gegen Syrien aufheben.
Befreiungsschlag für Syrien
Sollten den Worten wirklich Taten folgen, wäre das für Syrien ein Befreiungsschlag. Auf 250 Milliarden Dollar werden die Schäden als Folge des 2011 begonnen internen Kriegs geschätzt – ein Wiederaufbau ist bisher vor allem durch die sogenannten Caesar-Sanktionen verhindert worden. Denn damit verunmöglichten die USA allen Regierungen und Unternehmen, auch ausländischen, Handel mit syrischen Firmen und Investitionen in den Bausektor Syriens, blockierten also faktisch alle Bestrebungen, die Trümmer zu beseitigen, die Städte wieder lebenswert und damit attraktiv für die über zwölf Millionen Menschen zu machen, die intern vertrieben wurden oder ins Ausland (mehr als drei Millionen in die Türkei) geflüchtet sind.
Donald Trump verband die Zusage, die USA würden die Sanktionen aufheben, allerdings mit bestimmten Erwartungen: Al-Sharaa solle Beziehungen mit Israel aufnehmen, das beidseitige Verhältnis somit normalisieren, äusserte er. War das nur ein Spontan-Gedanke oder war es eine Forderung, eine Bedingung für die Wende? Das liess der US-Präsident offen. Al-Sharaa seinerseits liess ebenso offen, unter welchen Voraussetzungen er, also die syrische Regierung, sich eine Normalisierung mit Israel vorstellen könnte – Ende des Kriegs im Gaza-Streifen? Rückgabe des von Israel annektierten Golan-Gebiets? Trump und al-Sharaa trennten sich nach einem immerhin 30-minütigen Gespräch ohne verpflichtende Worte.
Nicht erfreut über die unerwartete Harmonie zwischen Trump und al-Sharaa dürfte Israels Premier Netanjahu sein: Israels Strategie zielt auf die Weiterführung der Teilbesetzung Syriens und die Teilung des Landes in Einflusssphären für verschiedene Ethnien, also eine Schwächung der Zentral-Regierung ab. Dazu dürfte es, sollten die USA ihre Zusagen einhalten, jedoch nicht kommen.