
«Mission accomplished» sagte, sinngemäss, US-Präsident Donald Trump, als er, flankiert von seinen Getreuen Vance, Hegseth und Rubio, den amerikanischen Luftangriff auf drei atomare Anlagen in Iran verkündete. «Mission accomplished» hat man schon einmal aus dem Mund eines amerikanischen Präsidenten gehört.
George W. Bush wollte mit diesen Worten der Bevölkerung der USA und der Welt erklären, dass die Vereinigten Staaten Irak besiegt hätten. 22 Jahre ist das her, die Folgen jenes US-Kriegs kennt man: Chaos, Aufstieg des Islamischen Staats, Terror und jahrelange Instabilität in Nahost.
Aufforderung zur Kapitulation
Trump sprach, wie könnte es anders sein, von einem überwältigenden Erfolg. Er ergänzte seine Worte mit dem Hinweis, er habe in totaler Harmonie mit dem israelischen Premier Netanjahu gehandelt und stelle Iran jetzt vor die Wahl: entweder Ende des Abwehrkampfs gegen Israel oder totale Vernichtung. Was im Klartext nichts anderes bedeutet als Aufforderung zur Kapitulation.
Trump handelte nicht nur in Harmonie mit Netanjahu, sondern an dessen Gängelband. Der israelische Premier konnte ihn davon überzeugen, dass nur eine Beteiligung der USA am Krieg gegen Iran die angebliche iranische Atombomben-Bedrohung zunichte machen könne.
Mitten in den Verhandlungen
Der Kern der Bedrohung befinde sich in den tief verbunkerten Anlagen von Fordo, und die könnten nur durch amerikanische 16-Tonnen-Bomben zerstört werden. Dass er, Netanjahu, also mit dem von ihm selbst losgetretenen Krieg gegen Iran auf halber Strecke stehen bleiben müsse und dass Iran für den Fall, dass die USA nicht mitwirkten, sein Atomprogramm weiter entwickeln und demnächst zur tödlichen Gefahr für Israel werde.
Beweise, dass Iran auf die Entwicklung einer Atombombe zusteuerte, haben allerdings weder Netanjahu noch Trump vorgewiesen. Nicht zu vergessen: Die USA befanden sich noch mitten in Verhandlungen mit der iranischen Regierung über die Modalitäten eines neuen Abkommens zur Kontrolle des Atomprogramms, als Netanjahu zum militärischen Schlag ausholte.
Volle Machtübernahme radikaler Kräfte?
Die Folgen der beispiellosen Eskalation sind nicht abschätzbar. Selbst wenn das iranische Regime nun so geschwächt sein sollte, dass es sich der Kapitulationsforderung fügen müsste, heisst das noch lange nicht, dass im Mittleren Osten Friede einkehren würde. Wer, welche Kraft würde die Führung des Landes mit seinen rund 90 Millionen Menschen übernehmen, verschwände Ajatollah Khamenei von der Bühne? Eine Koalition von «Gemässigten» ist unwahrscheinlich, denn die Opposition Irans im Innern ist, aufgrund von Repression, desorganisiert und innerlich zerstritten. Ähnlich wie die Opposition im Ausland. Denkbarer als ein Wandel in Richtung Demokratie ist das Szenario einer vollen Machtübernahme durch radikale Kräfte aus dem jetzigen Establishment oder durch die Revolutionsgarden – oder ein Zerfall des Vielvölkerstaats, bestehend im Wesentlichen aus Azeri (mehr als 15 Millionen), Kurden, Belutschen, Arabern im Süden und Persern, mit unabsehbaren Folgen.
Ob Donald Trump sich solche Szenarien wohl ausgemalt hat, als er der Forderung des israelischen Premiers in Bezug auf den Kriegseintritt nachgab? Hinweise darauf gibt es nicht. Trump fehlt ein kompetenter Beraterstab – Vize J. D. Vance, Verteidigungsminister Hegseth und Aussenminister Rubio sind unerfahren und widerspruchslose Mitläufer des Präsidenten, und der hat sich in die Idee verkrallt, er könne als Friedensstifter die Weltunordnung mit «Deals» in eine Weltordnung nach seinen Vorstellungen verwandeln.