Mindestens 18 Menschen sind bei einem russischen Raketenangriff auf ein Einkaufszentrum in der ukrainischen Stadt Krementschuk ums Leben gekommen. 59 Menschen wurden teils schwer verletzt. Es wird befürchtet, dass die Zahl der Todesopfer weiter steigt. Noch immer werden zahlreiche Menschen verletzt.
Zum Zeitpunkt des Angriffs hielten sich etwa tausend Zivilpersonen in dem belebten Shopping Center «Amstor» auf. Eine weitere Rakete schlug im Stadion der Stadt ein.
Der ukrainische Präsident Wolodimr Selenskyj bezeichnete den Anschlag als «einen der dreistesten Terroranschläge in der europäischen Geschichte». Das Einkaufszentrum habe keinen strategischen Wert für Russland und stelle keine Gefahr für seine Streitkräfte dar.
Die Staats- und Regierungschefs der G-7, die sich zur Zeit im bayerischen Elmau in Deutschland treffen, verurteilten den Anschlag als «abscheulich».
«Nur völlig wahnsinnige Terroristen»
«Wahllose Angriffe auf unschuldige Zivilisten stellen ein Kriegsverbrechen dar», erklärten sie in einer gemeinsamen Erklärung.
«Nur völlig wahnsinnige Terroristen, die keinen Platz auf der Erde haben sollten, können Raketen auf ein solches Objekt abschiessen», erklärte Selenskyj.
Das von der ukrainischen Nachrichtenagentur unian.ua zitierte Kommando der ukrainischen Luftverteidigungsstreitkräfte erklärt, dass die Raketen von Langstreckenbombern des Typs Tu-22M3 abgeschossen wurden. Diese flogen vom Flugplatz Schaikowka aus und schossen die Raketen über der Region Kursk ab.
Der russische Militärflugplatz Schaikowka liegt zwischen der belarussischen Grenze und der Stadt Kaluga, etwa 150 Kilometer östlich der belarussischen Grenze. Das russische Kursk befindet sich knapp 100 Kilometer östlich der ukrainischen Grenze.
Russland erklärt immer wieder, es greife keine Zivilisten an. Die Rakete habe einem ukrainischen Waffendepot in der Nähe des Einkaufszentrums gegolten. Das Feuer in der Mall sei als Folge der Explosionen im Waffendepot ausgebrochen. In dem angegriffenen Hangar seien amerikanische und europäische Waffen gelagert, sagt das russische Verteidigungsministerium.
In einem Video, das kurz nach dem Einschlag aufgenommen wurde, ist ein Mann zu hören, der laut ruft: «Ist noch jemand am Leben? Ist noch jemand am Leben?» Kurz darauf trafen Krankenwagen ein, um die Verletzten ins Spital zu bringen.
Bei Einbruch der Dunkelheit versammelten sich Familienangehörige in einem Hotel auf der anderen Strassenseite, um auf Nachrichten zu warten. Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, wurden Licht und Generatoren an den Ort gebracht, damit die Suche über Nacht fortgesetzt werden konnte.
Nach Angaben der Behörden sind 440 Mitarbeiter von Rettungsdiensten vor Ort im Einsatz, darunter 14 Psychologen, die zur Unterstützung der Betroffenen hinzugezogen wurden.
Krementschuk liegt etwa 130 km von den von Russland kontrollierten Gebieten entfernt. Die Handels- und Industriestadt im Süden der zentralukrainischen Oblast (Provinz) Poltawa hat 220’000 Einwohner und liegt 300 Kilometer südöstlich von Kiew beidseitig des Dnepr.
(journal21.ch)