Nancy Pelosi, die Speakerin des amerikanischen Repräsentantenhauses, ist in Kiew mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenskyj zusammengetroffen. Sie ist die ranghöchste amerikanische Politikerin, die seit Kriegsbeginn in die ukrainische Hauptstadt gereist ist. Der Besuch erfolgte unangekündigt und war aus Sicherheitsgründen bis zuletzt geheim gehalten worden.
Nancy Pelosi in Kiew
«Wir besuchen Sie, um Ihnen für Ihren Kampf für die Freiheit zu danken», erklärte Pelosi. «Ihr Kampf ist ein Kampf für uns alle. Deshalb ist es unsere Verpflichtung, für Sie da zu sein, bis der Kampf vorbei ist.»
Vor einer Woche hatten der amerikanischen Aussenminister Antony Blinken und US-Verteidigungsminister Lloyd Austin Kiew besucht. Pelosi wird bei ihrem Besuch in der Ukraine von vier amerikanischen Kongressmitgliedern begleitet. Wie Pelosi nach Kiew gelangt ist, ist nicht bekannt. Der Besuch fand am Samstag statt und dauerte nach Angaben von Pelosis Sprecher drei Stunden. Während ihres Aufenthaltes schrieb sie ein Grusswort auf eine ukrainische Flagge.
Putin in Zeitnot
Der Krem-Herrscher will unbedingt am 9. Mai, am Tag des Sieges über Nazi-Deutschland, einen Sieg in der Ukraine verkünden. Wenn die russischen Truppen bis dann den ostukrainischen Donbass nicht vollständig erobert hätten, erklären amerikanische Militärexperten, würde Putin «ein ernsthaftes Reputationsproblem» bekommen. Zur Zeit leisten die ukrainischen Kräfte im Donbass heftigen Widerstand. Zudem werden die ukrainischen Truppen immer mehr mit schweren westlichen Waffen bestückt. Russland feiert jedes Jahr den «Tag des Sieges über Nazi-Deutschland» mit einer grossen, pompösen Parade in Moskau.
Kämpfe in der Region Isjum
Die russischen Truppen würden in der Nähe der Stadt Isjum im Donbass an mehreren Stellen versuchen, weiter vorzudringen und die ukrainischen Truppen einzukesseln, erklärt der ukrainische Generalstab. An 14 Frontabschnitten seien jedoch die Russen zurückgeschlagen worden. Die Kämpfe würden weitergehen, berichtet der Generalstab. Überprüfen lassen sich diese Berichte nicht.
Das russische Verteidigungsministerium meldet Erfolge. Die russischen Truppen hätten 389 Ziele mit Artillerie angegriffen. Vier Munitions- und Treibstofflager seien zerstört worden. Überprüfen lassen sich diese Berichte nicht.
Ukraine schiesst zwei Kampfflugzeuge ab
Die ukrainischen Streitkräfte haben nach eigenen Angaben im Osten des Landes zwei russische Kampfflugzeuge vom Typ Su-25 abgeschossen. Ebenfalls getroffen wurden laut der ukrainischen Luftwaffe vier bewaffnete Drohnen. Auf der im Schwarzen Meer liegenden und von Russland kontrollierten Schlangeninsel seien drei Flugabwehrpanzer sowie ein Flugabwehrsystem Strela-10 zerstört worden.
Zwanzig Zivilisten flüchten aus dem Asow-Werk
Zwanzig Frauen und Kindern ist es nach ukrainischen Angaben gelungen, Mariupol zu verlassen. Putin hatte erklärt, das Werk würde von den Russen so belagert, dass «nicht einmal eine Fliege» entkommen könne. Unklar ist, ob sich die Geflüchteten im belagerten Stahlwerk Asowstal selbst aufgehalten haben oder ob sie aus der näheren Umgebung des Werks stammen.
Die ukrainischen Soldaten, die im Werk eingeschlossen sind, erklären, dass sich bis zu tausend Zivilisten in den Bunkeranlagen befinden. Mehrere Evakuierungsversuche sind bisher gescheitert. Das Werk wird nach wie vor von russischen Raketen beschossen. Neben den Zivilisten sollen etwa 1’500 bis 2’000 ukrainische Kämpfer in der Anlage eingeschlossen sein.
Das russische Verteidigungsministerium erklärt, dass 46 Zivilisten, die rund um das Stahlwerk wohnten, in das Dorf Bezimenne nahe der von russischen Kräften dominierten Stadt Donezk evakuiert worden seien. Bilder der Nachrichtenagentur Reuters zeigen eine Gruppe von Männern, Frauen und einem Kind, die mit einem Bus in Bezimenne ankommt.
Angriff auf Odessa
Russland erklärte am Sonntag, es habe mit Hochpräzisionsraketen einen Hangar in Odessa zerstört. Darin seien Waffen und Munition gelagert worden, die von den USA und Europa an die Ukraine geliefert worden seien. Die Russen hättten in den vergangenen Stunden 800 Ziele in der Ukraine angegriffen. Die Ukraine hat bisher zu diesen Berichten nicht Stellung genommen.
Russisches Militärflugzeug im schwedischen Luftraum
Eine russische Propellermaschine vom Typ AN-30 ist für kurze Zeit in den schwedischen Luftraum eingedrungen. Schwedische Kampfjets haben das Flugzeug verfolgt und fotografiert.
Der Rubel in Cherson
In der von russischen Kräften belagerten südukrainischen Stadt Cherson gilt ab heute Sonntag der Rubel als Zahlungsmittel. Der ukrainische Bürgermeister von Cherson, Ihor Kolykhaiev, der inzwischen von den russischen Behörden gestürzt wurde, sagte jedoch, er glaube nicht, dass sich der Rubel druchsetzen werde, solange das einzige funktionierende Bankensystem in der Region ukrainisch und nicht russisch sei.
Angelina Jolie in Lwiw
Die amerikanische Schauspielerin und Sondergesandte des Uno-Hochkommissariats für Flüchtlinge UNHCR stattete der westukrainischen Stadt Lwiw (Lemberg) einen unangemeldeten Besuch ab. Sie traf Flüchtlinge und Opfer des russischen Anschlags auf den Bahnhof der ostukrainischen Stadt Kramatorsk. Ferner besuchte sie Spitäler, Ärzte, NGOs und Schüler.
(Wird laufend aktualisiert)
Journal 21