
Der Zuger Gesundheitsdirektor Martin Pfister ist im zweiten Wahlgang zum Nachfolger von Viola Amherd gewählt worden. Auf Pfister entfielen 134 Stimmen, auf den St. Galler Markus Ritter 110 Stimmen. Das absolute Mehr hatte 123 Stimmen betragen.
Bereits im ersten Wahlgang hatte Pfister die Nase vorn. Er hatte 122 Stimmen erhalten. Damit fehlte ihm nur eine Stimme zur Wahl. Ritter kam im ersten Wahlgang auf 105 Stimmen.
Martin Pfister, Historiker und Oberst, ist aussen- und gesellschaftspolitisch offener als Markus Ritter und gilt als «gesellschaftsliberal». Er ist seit 2016 Zuger Gesundheitsdirektor.
Nationalrat Markus Ritter, ein Wirtschaftsingenieur und Meisterlandwirt, gilt als eher konservativ und will im Verteidigungsdepartement «aufräumen». Er ist Präsident des Schweizer Bauernverbandes SBV.
Die meisten Stimmen erhielt Ritter von der SVP. Die anderen Parteien hielten sich bis zur Wahl bedeckt.
Medien bezeichneten beide Kandidaten «eher als Verlegenheitslösung», da bekannte profilierte Mitte-Politiker und Mitte-Politikerinnen abgesagt hatten.
08.00 Uhr: Nationalratspräsidentin Maja Riniker eröffnet die Sitzung im Nationalratssaal – das Parlament ist vollzählig, die Bundesratswahl kann beginnen. Als erstes wird die abtretende Bundesrärtin Viola Amherd (rechts) verabschiedet.
«Als Sie 2018 Bundesrätin wurden, ahnte noch niemand, welche grossen Herausforderungen auf Sie und die Schweiz warten würden», erklärte Nationalratspräsidentin Maja Riniker in ihrer Würdigung. «Sie haben in der Geschichte der Schweiz nicht nur ein Kapitel geschrieben, sondern eine Brücke für kommende Generationen gebaut», sagt Riniker weiter. Amherd habe eine Schlüsselrolle in der Annäherung der Schweiz an die europäischen Partner gespielt.
Das Parlament verabschiedet Amherd mit Standing Ovations. Nun tritt die Walliserin selber ans Rednerpult.
Emotionaler Abschied
«Die Schweiz ist ein Land, wo die Bevölkerung Anteil nimmt an der Politik», sagte Amherd in ihrer Abschiedsrede. Politikerinnen und Politiker seien keine eigene Klasse, sondern ein Teil der Bevölkerung. «Wir müssen dem politischen System und der politischen Kultur Sorge tragen», führt sie weiter fort. «Auch wenn wir unterschiedliche Meinungen vertreten, sollten wir mit Respekt aufeinander zugehen – das ist in diesen bewegten Zeiten wichtiger denn je. Es war für mich eine Ehre, unserem Land zu dienen.»
Am Ende der Rede wischt sich Viola Amherd Tränen aus den Augen – und die Nationalratspräsidentin übergibt ihr einen Blumenstrauss.
08:28: Die Wahl beginnt. Die Stimmzettel werden ausgeteilt.
Resultat aus dem ersten Wahlgang:
Martin Pfister: 122 Stimmen
Markus Ritter: 105 Stimmen
Diverse: 18
Damit verpasst Pfister die Wahl um eine Stimme. Da keiner der Kandidaten des erforderliche Absolute Mehr erreichte, ist ein zweiter Wahlgang nötig.
Im zweiten Wahlgang entfallen auf Pfister 134 Stimmen auf Ritter deren 110. Das absolute Mehr beträgt 123 Stimmen.
Damit ist der Zuger Mitte-Politiker Martin Pfister zum Bundesrat gewählt worden.