Direkt zum Inhalt
  • Politik
  • Kultur
  • Wirtschaft
  • Gesellschaft
  • Medien
  • Über uns
close
Ukraine Tag 44

Nicht nur Butscha

8. April 2022
Kramatorsk
Nach dem Raketenangriff auf den Bahnhof von Kramatorsk (Foto: Keystone/AP/Selenskyjs Telegram Channel)

Bei einem Raketenangrifft auf den Bahnhof der ostukrainischen Stadt Kramatorsk sind mindestens 50 Erwachsene und Kinder getötet worden. Das teilt der ukrainische Geheimdienst mit. Die Menschen waren dabei, aus der Stadt zu fliehen, weil russische Grossangriffe erwartet worden waren. Zwei ballistische Raketen seien in den Bahnhof eingeschlagen, erklärt der Geheimdienst.

Wird laufend aktualisiert

  • Raketen auf Bahnhof töten 39 Menschen
  • Borodjanka schlimmer als Butscha?
  • Ursula von der Leyen in Kiew
  • Russland aus Menschenrechtsrat geworfen
  • Schwere Gefechte im Osten
  • Kreml gibt «erhebliche Verluste» zu


Anschlag in Kramatorsk

Nach Angaben von Gouverneur Pawlo Kyrylenko warteten 4’000 Menschen in Kramatorsk auf ihre Evakuierung. Kyrylenko wirft Russland vor, «absichtlich auf Zivilisten gezielt zu haben». Die prorussischen Separatisten erklären, die Menschen am Bahnhof seien durch eine ukrainische Rakete getötet worden.

Da eine russische Grossoffensive im Osten erwartet wird, hatten die Behörden die Bevölkerung aufgerufen, in den Westen zu fliehen.

«Wartet nicht, flüchtet!»

In Erwartung schwerer Kämpfe haben die Behörden die Bevölkerung im Donbass aufgefordert, ihre Region zu verlassen. «Diese nächsten Tage könnten eure letzte Chance sein, das Gebiet zu verlassen», sagte der regionale Gouverneur von Luhansk, Sergiy Haidi am Donnerstagabend. «Der Feind versucht, alle möglichen Wege abzuschneiden, damit Sie die Stadt nicht verlassen können», sagte er. «Zögern Sie nicht – evakuieren Sie!»

Der stellvertretende ukrainische Verteidigungsministerin Hanna Maliar erklärte: «Die Russen bauen neue Truppen auf. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sie einen neuen Angriff vorbereiten.»

Bisher 320 Leichen obduziert

Neunzig Prozent der Toten von Butscha weisen Schusswunden auf, sagte der Bürgermeister der Kiewer Vorstadt Butscha. Internationale und ukrainische Forensiker sind zur Zeit dabei, die Toten von Butscha zu obduzieren. Bis Mittwochabend seien 320 Leichen untersucht worden. Die Zahl der aufgefundenen Toten steige in Butscha täglich.

Fedoruk sagt, er selbst habe gesehen, wie russische Soldaten Zivilisten getötet hätten. An einem Checkpoint hätten Russen das Feuer auf mehrere Autos eröffnet. In einem Wagen seien eine schwangere Frau und zwei Kinder getötet worden. Die Russen hätten zudem 112 Privathäuser vollständig dem Erdboden gleichgemacht; sie könnten nicht wiederaufgebaut werden.

26 Leichen in Borodjanka

Zuvor wurden in Borodjanka Dutzende Leichen von Zivilisten entdeckt. Die Lage dort sei «viel schlimmer» als in Butscha, erklärt Präsident Selenskyj. Allein aus den Trümmern von zwei ausgebombten Wohnhäusern seien in Borodjanka 26 Leichen geborgen worden, sagt Generalstaatsanwältin Iryna Wenediktowa. Man fürchte, dass die Zahl der Toten noch wesentlich steige. Borodjanka hat 13’000 Einwohner und liegt 55 Kilometer nordwestlich von Kiew. Die Kleinstadt war seit Wochen umkämpft. Anfang April zogen die russischen Truppen ab und hinterliessen ausgebrannte Panzer, Ruinen – und Leichen.

Ursula von der Leyen in Kiew

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ist mit dem Zug nach Kiew gefahren. Sie befindet sich in Begleitung des EU-Aussenbeauftragen Josep Borrell. Vorgesehen sind Gespräche mit Präsident Selenskyj und Regierungsmitgliedern. Unklar ist, ob die beiden auch Butscha besuchen werden.

von der Leyen
Ursula von der Leyen in Kiew mit Leichen, die aus einem Massengrab geborgen wurden (Foto: Keystone/AP/Rodrgo Abd)

«Erhebliche russische Verluste»

Kreml-Sprecher Dmitir Peskow erklärte in einem Interview mit dem Sender Sky News, dass Russland «erhebliche Truppenverluste» erlitten habe. Die sei «eine grosse Tragödie». Es war das erste offizielle Eingeständnis des Ausmasses der russischen Verluste. Am 25. März hatte Russland die Zahl der Todesopfer mit 1’351 angegeben, während US-Beamte im vergangenen Monat eine vorsichtige Schätzung von mehr als 7’000 angaben. Die Ukraine spricht von 14’000 russischen Toten.

Schwerer diplomatischer Schlag für Russland

Die Uno-Vollversammlung hat die Mitgliedschaft Russlands im Uno-Menschenrechtsrat in Genf suspendiert. Der Rat zählt 47 Mitglieder, Russland gehört zu den Gründungsmitgliedern. Für die Suspendierung war eine Zwei-Drittel-Mehrheit nötig. «Die Resolution wird als Barometer für die Abscheu der Weltöffentlichkeit über die offensichtlichen russischen Gräueltaten in der Ukraine angesehen», schreibt die New York Times. Der Rauswurf der Russen aus dem Menschenrechtsrat gilt als schwerer diplomatischer Schlag für Russland. Es ist das erste Mal, dass eines der fünf ständigen Mitglieder des Weltsicherheitsrates aus einem Uno-Gremium ausgeschlossen wurde.

Die Resolution erhielt 93 Ja-Stimmen und 24 Nein-Stimmen, 58 Länder enthielten sich. China hatte vor der Abstimmung erklärt, dass es die Massnahme nicht unterstützen werde, ebenso wie Länder wie Brasilien, Ägypten, Mexiko, Iran und Südafrika. Sie argumentierten unter anderem, dass die Massnahme den Krieg verschlimmern könnte und dass weitere Untersuchungen der gemeldeten Gräueltaten erforderlich seien, bevor die Vereinten Nationen Massnahmen ergreifen.

Russland ändert Taktik

Die russischen Streitkräfte ändern nach Angaben des ukrainischen Verteidigungsministers Oleksij Resnikow ihre Taktik. Sie greifen immer häufiger nicht am Boden, sondern aus der Luft an. Die Lage sei nach wie vor äusserst schwierig, vor allem im Osten und Süden, sagte Resnikow.

Schwere Gefechte im Osten

Im Gebiet der sezessionistischen ostukrainischen «Volksrepublik» Luhansk finden zur Zeit nach ukrainischen Angaben schwere Gefechte statt. Die Russen hätten Teile von Luhansk besetzt. Nach dem Abzug aus dem Norden kündigten die Russen an, sie wollten ihre Aktionen vorerst auf den Osten und Süden konzentrieren. Nach einem Bericht des Gouverneurs von Luhansk, Serhij Hajdaj, gibt es in seiner Region keine funktionierenden Spitäler mehr.
 

Britisches Update

Die russischen Streitkräfte haben ihren Rückzug aus der Nordukraine abgeschlossen und sich nach Belarus zurückgezogen, teilte das britische Verteidigungsministerium in seinem täglichen Update mit. Einige dieser Truppen würden in den Osten verlegt, um in der separatistischen Donbass-Region zu kämpfen, sagte das Ministerium, aber das werde mindestens eine Woche dauern, weil viele von ihnen «erhebliche Nachschubmittel» benötigen.

Angriff auf Odessa

Von russischen Kriegsschiffen aus wurden am Freitagmorgen Raketen auf Odessa abgeschossen. Nach ersten Berichten sollen Schäden an Infrastruktureinrichtungen entstanden sein.

Ein Viertel der Bevölkerung auf der Flucht

Die Zahl der ukrainischen Flüchtlinge nimmt weiterhin schnell zu. Innerhalb von 24 Stunden haben nach Angaben des UNHCR, der Uno-Hochkommissariats für Flüchtlinge, 40’000 Menschen das Land verlassen. Insgesamt zählt das UNHCR 4’319’494 Ukraine-Flüchtlinge. Dazu kommen nach Schätzung der Internationalen Organisation für Migration IOM 7,1 Millionen Binnenflüchtlinge, also Menschen, die ihre Häuser und Wohnungen verlassen haben und irgendwo in der Ukraine selbst Zuflucht suchen.

«Zu schwache Sanktionen»

Die Ukraine hat die neuen Sanktionen der EU als zu schwach bezeichnet. «Wir pochen auf ein vollständiges Öl- und Gas-Embargo gegen Russland», sagte der ukrainische Aussenminister Dmytro Kuleba am Rande eines Nato-Aussenministertreffens in Brüssel. Das Europaparlament hatte sich für einen sofortigen Importstopp für russisches Öl, Gas und russische Kohle ausgesprochen.

Festgefahrene Friedensverhandlungen

Die Friedensgespräche zwischen einer ukrainischen und einer russischen Delegation stagnieren nach der Entdeckung des Massakers von Butscha. Der russische Aussenminister Sergej Lawrow machte die Ukraine dafür verantwortlich und erklärte, die Ukrainer seien von früheren Positionen abgewichen. Belastet werden die Gespräche auch dadurch, weil der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko fordert, in die Gespräche einbezogen zu werden.

(Wird laufend aktualisiert)

Journal 21

Letzte Artikel

Chile hat einen rechtsradikalen Präsidenten

Heiner Hug 15. Dezember 2025

Gesucht: Lieferkette für Vernunft

Markus Mohler 14. Dezember 2025

Das Jahr in Bildern

14. Dezember 2025

«... die edle Kochkunst bleibt bestehn»

Niklaus Oberholzer 14. Dezember 2025

Filmproduzent Arthur Cohn gestorben

Patrick Straumann 12. Dezember 2025

Im Bann des Generalstreiks

Thomas Fischer 11. Dezember 2025

Newsletter abonnieren

Abonnieren Sie den kostenlosen Newsletter!

Abonnieren Sie den kostenlosen Newsletter!

Zurück zur Startseite
Journal 21 Logo

Journal 21
Journalistischer Mehrwert

  • Kontakt
  • Datenschutz
  • Impressum
  • Newsletter
To top

© Journal21, 2021. Alle Rechte vorbehalten. Erstellt mit PRIMER - powered by Drupal.