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Kommentar 21

Neu oder erneuert?

22. November 2020
Christoph Kuhn
In Zürich ist ein Streit um das Schauspielhaus, den ehrwürdigen Pfauen, ausgebrochen. Das Haus, die Aussenfassade soll bestehen bleiben. Darüber herrscht Einigkeit.

Ob hinter den Mauern radikal abgerissen und Bühne, Zuschauerraum, Foyer neu gestaltet werden sollen oder ob man sich, um das Flair der geschichtsträchtigen Bühne zu erhalten, mit sanfter Erneuerung und dringend notwendigen Sanierungen begnügen will – darüber wird gestritten. Stadt- und Gemeinderat sind sich nicht einig. Vertreter des Heimatschutzes wollen im Pfauen eine «magische Aura» wahrgenommen haben, die es um jeden Preis zu erhalten gelte.

Bei alt gewordenen Theaterliebhabern werden vielleicht Erinnerungen geweckt. 1967 hatte Hugo Leber im «Tages-Anzeiger» unter dem Titel «Legt endlich Feuer an dies Haus» eine Radikalkur postuliert: Abriss des Pfauen, Neubau, Verabschiedung des Mythos Schauspielhaus, der sich auf die Ausnahmesituation während und nach dem Zweiten Weltkrieg berief, als Zürich zum Zufluchtsort für alles wurde, was Rang und Namen hatte im deutschsprachigen Theater. Lebers Artikel bot Zündstoff. In der Folge wurde leidenschaftlich debattiert, ein kühnes Neubauprojekt verworfen und schliesslich, Mitte der Siebzigerjahre, eine sanfte  Renovation vorgenommen.

Theater ist ein fragiles und sehr zeitgeistiges Kunstgenre. Will man es erhalten, müssen die, die es verkörpern, den Spagat zwischen Tradition, Überlieferung und Invention, Kreation vollführen, um sowohl den Habitués, den Alteingesessenen im Publikum wie den Jungen, Neugierigen, an Experimenten Interessierten etwas zu bieten.

Das Schauspielhaus hat sich ganz von der glorreichen aber auch verklärten Vergangenheit gelöst. Was heute im Pfauen gespielt wird, hat nichts zu tun mit geschichtsträchtigen Zeiten, mit Mythen und Magie. Da ist es doch nur recht und billig, wenn dieses inhaltlich transformierte Theater den entsprechenden Rahmen bekommt. Wer ins Schauspielhaus geht, will ja nicht ins Museum. Und wenn es mittels einer Radikalkur gelänge, nicht nur die Bühne neu zu bauen sondern auch die beengten Verhältnisse im Zuschauerraum aufzuheben, die Akustik zu verbessern, die Plätze mit schlechter Sicht zu eliminieren, wäre viel getan, um das Theater am Leben zu erhalten.

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