Die Hisbollah-Miliz hat den Tod von Hassan Nasrallah bestätigt. Der Hisbollah-Führer war am Freitagabend bei einem israelischen Luftangriff auf Beirut ums Leben gekommen.
Nasrallah hatte sich aus Angst vor Attentaten seit Jahren nur noch am Fernsehen und nicht mehr in der Öffentlichkeit gezeigt. Er war eine der bekanntesten und einflussreichsten Figuren im Nahen Osten.
Nach unbestätigten Berichten sollen bei dem Angriff im südlichen Beiruter Vorort Dahieh neben Nasrallah auch andere hochrangige Hisbollah-Führer getötet worden sein, unter anderen Ali Karaki, der Kommandeur der Südfront des Hisbollah. Karaki überlebte Anfang der Woche einen Anschlag.
In einer am Samstag von der Hisbollah-Miliz veröffentlichten Erklärung heisst es, Nasrallah sei nach einem «verräterischen zionistischen Luftangriff auf die südlichen Vorstädte» von Beirut getötet worden.
Am vergangenen Montag hat die israelische Luftwaffe ihre Angriffe auf die libanesische Hauptstadt intensiviert. Dabei kamen nach Angaben lokaler Beamter bisher fast 800 Menschen ums Leben. Auch am Samstagvormittag gingen die Luftangriffe weiter. Über der Stadt liegt teilweise dichter Rauch.
Der israelische Generalleutnant Herzi Halevi sagte, dass die israelischen Streitkräfte nach langer Vorbereitung ihren Plan im Libanon «aktiviert» haben, um Nasrallah und das Hauptquartier des Hisbollah anzugreifen. «Es war der richtige Zeitpunkt, wir haben es sehr präzise gemacht.»
«Das ist nicht das Ende unseres Instrumentariums, das muss man ganz klar sagen. Wir haben noch mehr Kapazitäten», so Halevi. In einer aufgezeichneten Erklärung, die nach der Ankündigung des Todes von Nasrallah im israelischen Fernsehen ausgestrahlt wurde, sagte Halevi, dass «jeder, der den Staat Israel bedroht, von uns erreicht werden kann – ob im Norden, im Süden oder auch an weiter entfernten Orten».
Der am 31. August 1960 in Beirut geborene Nasrallah war ein schiitischer libanesischer Kleriker, Politiker und Generalsekretär der Hisbollah-Miliz. Nasrallah hatte den von Iran unterstützten Hisbollah zur am stärksten bewaffneten nichtstaatlichen Gruppe in der Region gemacht. Ein Grossteil der westlichen Welt hat den Hisbollah als terroristische Organisation eingestuft.
Wie die staatliche libanesische Nachrichtenagentur berichtet, haben die israelischen Streitkräfte in der Nacht zum Samstag erneut Angriffe auf das dicht besiedelte Viertel Dahieh durchgeführt. Nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums wurden durch die israelischen Angriffe Gebäude in Schutt und Asche gelegt und mindestens sechs Menschen getötet. Ein CNN-Team vor Ort berichtete, dass grosse Blitze und dumpfe Geräusche von einschlagenden israelischen Raketen in der Hauptstadt zu hören sind.
Die israelischen Sicherheitskräfte erklärten, sie hätten auf Gebäude gezielt, die vom Hisbollah als Kommandozentralen, Waffenproduktions- und Lagerstätten genutzt würden. Der Hisbollah bestreitet, dass seine Waffen in zivilen Gebäuden gelagert werden.
In Israel wird der Tod Nasrallahs als «wichtiger Sieg» gefeiert. Nahostexperten schliessen nicht aus, dass der Hisbollah bald zum grossen Gegenschlag ausholt. Laut verschiedenen Berichten, soll die Terrororganisation 150’000 Raketen auf Israel gerichtet haben. Andere Experten erklären, Nasrallah sei schwer zu ersetzen und die Miliz sei nun erheblich geschwächt.