Debatte mit Christa Tobler, Professorin für Europarecht, und dem Historiker und Verleger Markus Somm. 1992 verweigerte die Schweiz die Teilnahme am Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) und sicherte sich danach den Zugang zum Binnenmarkt mit bilateralen Verträgen in zwei Abkommens-Paketen (1999 die Bilateralen I und 2004 die Bilateralen II). Heute ist der Bilateralismus am Ende, der Status quo ist nicht mehr im Angebot.
Entweder stimmt die Schweiz nach jahrelangen Diskussionen dem endlich ausgehandelten neuen Vertragspaket Schweiz-EU zu oder die bestehenden Verträge erodieren; entweder entscheidet sich das Land für eine umfassende vertragliche Zusammenarbeit mit der EU oder für eine Zukunft im strikt souveränen Alleingang der Abschottung.
Es ist ein Grundsatzentscheid, der dem Land mit seiner Kompromisskultur schwerfällt. Und weil sachliche Argumente kaum noch verfangen, geht es am Schluss wohl nur noch um Emotionen und Gefühle nationaler Identität.
Somm warnt: «Es ist nicht demokratisch, wenn wir einen Teil unserer Gesetzgebung einem anderen Staatenbund übergeben und Gesetze übernehmen, die wir nicht selbst beschlossen haben.»
Tobler hält dagegen: «Es ist völlig demokratisch, wenn wir demokratisch beschliessen, dass wir zu unserem Vorteil an einem System mitmachen. Wir sind von EU-Staaten umgeben, eine Zusammenarbeit ist unverzichtbar.»
Journal21 publiziert diesen Beitrag in Zusammenarbeit mit dem Podcast-Projekt «Debatte zu dritt» von Tim Guldimann.