Dmitri Maratow, der Friedensnobelpreisträger von 2021 und Chefredaktor der oppositionellen russischen Zeitung «Nowaya Gazeta» will seine Nobelpreismedaille versteigern und den Erlös einer Stiftung für ukrainische Flüchtlinge zukommen lassen. In einer von Muratow unterzeichneten kurzen Mitteilung auf der Website seiner Zeitung heisst es, er bitte Auktionshäuser, die bereit seien, die Versteigerung durchzuführen, sich zu melden. Offenbar besteht die Absicht, die die vorgesehene Auktion in einem internationalen Rahmen durchzuführen.
Bereits gebe es 10 Millionen Flüchtlinge, heisst es in der kurzen Mitteilung der «Nowaya Gazeta». Der Erlös werde «dem ukrainischen Flüchtlingsfonds» überwiesen. Es gehe darum, «mit friedlichen Flüchtlingen, verwundeten und kranken Kindern, die dringend behandelt werden müssen, zu teilen, was uns selber teuer ist, aber für andere hilfreich sein kann».
Die publizierte Erklärung Muratows ist vermutlich deshalb so kurz und fragmentarisch, weil eine ausführlichere Begründung das Risiko erhöht hätte, vom Putin-Regime wegen strafbarer Handlungen sanktioniert zu werden. Seit dem Beginn des Überfalls auf die Ukraine ist es in Russland verboten, die Invasion als «Krieg» zu bezeichnen. Erlaubt ist nur der Ausdruck «militärische Spezialoperation». Weitere Erklärungen über die Gründe, die zu zehn Millionen Flüchtlingen innerhalb und ausserhalb der Ukraine geführt haben, würden mit Sicherheit ebenfalls als Straftaten geahndet. Verstösse gegen die neuen Zensurgesetze können mit Gefängnis bis zu 15 Jahren bestraft werden.
Wegen dieser Strafandrohungen ist die Berichterstattung in der «Nowaya Gazeta» über den russischen Aggressionskrieg in der Ukraine und dessen Folgen stark eingeschränkt. Immerhin gehört die von Muratow geführte Zeitung zu den ganz wenigen Kreml-kritischen Medien in Russland, deren Erscheinen noch nicht verboten oder blockiert worden ist. Hier der Link zur Erklärung in der "Nowaya Gazeta". (R. M.)