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Weltwoche-Skandal

Köppel kneift

14. Januar 2012
René Zeyer
Gross im Austeilen, klein in der Konfrontation. Der angebliche Besitzer, Verleger und Chefredaktor der «Weltwoche» scheint ein Jugendtrauma zu haben.

Der Privatsender «Radio 105» kommt auf die naheliegende Idee, den Schreiber dieser Zeilen in seine samstägliche Talkshow einzuladen, um mit Roger Köppel zu diskutieren. Natürlich sage ich sofort zu. Köppel sagt allerdings: Er oder ich. Also werde ich verständlicherweise wieder ausgeladen und durch Hannes Britschgi ersetzt. Interessant ist dann die Begründung, die Köppel in der Sendung gibt.

Jugendtrauma?

Natürlich wird der selbstherrliche Alleinherrscher im kleinen Reich «Weltwoche» vom Moderator gefragt, wieso er, sonst nicht gerade als konfliktscheu bekannt, den Dialog mit mir verweigert. Ich sei sein Deutschlehrer gewesen, habe ihm vor den Ferien noch eine Strafaufgabe gegeben und sei sowieso schon damals für «cholerische Ausbrüche bekannt» gewesen, schrumpft Köppel vor dem Mikrophon zum Bubi zusammen. Wohlgemerkt, meine offensichtlich in seinem Fall nicht sehr erfolgreiche Tätigkeit als Lehrer und unsere damalige Begegnung liegen rund 30 Jahre zurück.

Klein- oder Klugschwätzer

Natürlich ist es Roger Köppel unbenommen, nicht mit jedem zu reden. Natürlich ist es ihm unbenommen, nur mit Leuten öffentlich zu diskutieren, deren Verhalten er kennt und bei denen er mit der ewigen Wiederholung der gleichen Worthülsen «Aufdeckung», «institutionelle Krise», «Weltwoche» jede kritische Frage abperlen lässt. Natürlich könnte er sagen, er wolle nicht mit mir verbal die Klinge kreuzen. Aber dann wäre er nicht Köppel. Er muss ohne Not weit in die Vergangenheit zurückgehen und eine Anekdote «war mein Deutschlehrer» mit reinem Blödsinn «cholerische Ausbrüche» ausschmücken. Und, sonst wäre es kein echter Köppel, einen wichtigen Fakt unterschlagen. Er bekam die Strafaufgabe, weil er, schon damals hyperaktiv, den Unterricht mit unqualifizierten Bemerkungen störte. Ach, und er drückte sich um die Erledigung der ihm aufgetragenen Arbeit.

Mumpitz statt Fakten

Sind solche Reminiszenzen wichtig, ausser für einen Psychoanalytiker, der daraus wohl auf ein Jugendtrauma schliessen würde? Natürlich nicht. Aber das Muster ist interessant. Gross im Austeilen, klein im Einstecken. Flüchten statt standhalten. Ersetzung des sachlichen Arguments durch persönliche Angriffe. Schaumschlägerei statt Argumente. Forderung nach sachlichen Auseinandersetzungen, Fakten, denen er dann aber mit reinem Mumpitz und persönlichen Untergriffen begegnet. Wenn ich mich da als Hobbypsychologe betätigen darf: Nachdem er sich offensichtlich von einem Lehrer zu Unrecht geschurigelt fühlt, arbeitet er diese Verletzung bis heute ab, indem er sich zum Oberlehrer der ganzen Nation aufschwingt.

Kann man helfen?

Also, lieber Herr Köppel, da Sie unsere Begegnung in der fernen Vergangenheit schon ohne Not selber angesprochen haben: Ich bestehe nicht darauf, dass Sie mir Ihre Strafaufgabe noch nachreichen müssen, ich gebe Ihnen im Nachhinein eine Sechs in Deutsch. Aber arbeiten Sie einfach an Ihrer Betragensnote, da ist noch viel Luft nach oben. Das alles kann gegen Hyperventilieren, überbordende Aggressivität und Realitätsverlust helfen. Ach, und wenn es der Wahrheitsfindung und dem friedlichen Zusammenleben hilft: Ich rede mit Ihnen. Öffentlich, privat, wie auch immer. Sie müssen auch keine Angst haben, dass ich Ihnen in einem «cholerischen Anfall» eine Kopfnuss geben würde. War nie meine Art.

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