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Kulturpolitik

Kein neues Theater in Luzern

10. Februar 2025
Fabrizio Brentini
Theater Luzern
Das abgelehnte Theaterprojekt in Luzern (Visualisierung, Stadt Luzern)

Die Stimmberechtigten der Stadt Luzern entschieden über einen Projektierungskredit für das neue Theater. Bei einer Stimmbeteiligung von knapp 50 Prozent wurde die Vorlage mit 58 Prozent Nein-Stimmen abgelehnt. Die Stadt steht vor einem Scherbenhaufen.

Mit viel Aufwand wurde ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben, der 2022 vom Zürcher Team Ilg Santer gewonnen wurde. Es folgte eine Überarbeitung mit einer Reduzierung des Raumprogramms, ohne dass die Grundidee hinterfragt wurde. Das bestehende Theater wurde in den Entwurf integriert und durch zwei giebelständige Körper mit Satteldächern ergänzt. Im Unterschied zur Mehrzahl der Eingaben, die mächtige einheitliche Volumina vorsahen, versuchte das Siegesteam die Häuserflucht der Bahnhofstrasse mit einer differenzierten Silhouette fortzuführen. 

Kritik kam vorerst von der Gilde der Architekten, von denen einige eine Beschwerde einreichten und dadurch eine Verzögerung der Planung verursachten. Ansonsten blieb es erstaunlich ruhig – allerdings nur bis zur Eröffnung des Abstimmungskampfes. Es fiel sogleich auf, dass die Gegner mit ihrem im Grunde nichtssagenden Slogan «Luzern hat Besseres verdient» weitaus präsenter waren als die Befürworter. Man hätte schon zu diesem Zeitpunkt erahnen können, dass das Projekt bei der Abstimmung einen schweren Stand haben dürfte, doch das Engagement der Verantwortlichen für den Neubau blieb flau.

Es wird nun die Aufgabe der Behörden sein, die Gründe für die Ablehnung zu erfassen, denn die Kontra-Argumente waren sehr diffus. So blieben die Gegner bei der Frage, was denn mit «Besseres» gemeint sei, der Öffentlichkeit eine Antwort schuldig. Bis am Schluss blieb unklar, ob die Architektur Anstoss erregte oder die Kosten als zu hoch erachtet wurden oder ob man unbedingt das alte Theater denkmalgeschützt erhalten wollte. Ein Einwand – im Grunde der belangloseste – dominierte die Auseinandersetzungen: Es werde die freie Wiese zwischen Altbau und Jesuitenkirche geopfert. Belanglos ist diese Kritik insofern, als dieses Feld bis 1949 bebaut war und nun schon seit längerer Zeit durch einen Pavillon belegt ist. Es handelt sich hier um eine Baulücke, die man endlich hätte schliessen können.

Die Stadt liess schon länger verlauten, dass man bei einem Scheitern des Projekts keinen Plan B hätte. Das ist geradezu peinlich, da ja gleichzeitig auf die katastrophale Bausubstanz des Altbaus verwiesen wurde. Man könne dort kaum mehr Aufführungen mit Zuschauern verantworten, heisst es. 

Nun ist man also doch zu einem Plan B verdammt, wobei man diesbezüglich nicht um eine gründliche Mise en place herumkommt. Die architektonischen Fragen dürften dabei lediglich zweitrangig sein, denn zuallererst müsste das nach dem Scheitern des Projekts Salle modulable (es wurde 2016 vom Luzerner Kantonsrat versenkt) nun schon zum zweiten Mal verworfene Konzept eines Mehrspartenhauses überdacht werden. 

In Gesprächen mit – meist älteren – Besucherinnen und Besuchern des klassischen Theaters oder der Oper kommt immer wieder die Sorge um die sinkenden Zuschauerzahlen zur Sprache. Offensichtlich gelingt es nicht, ein junges Publikum für das traditionelle Schauspiel, für die ehrwürdige Oper zu gewinnen. Wer Opern erleben möchte, entscheidet sich eher für die bombastischen Inszenierungen in Bregenz und Verona. Eine regionale Bühne kann da nicht mithalten. Es dürfte wohl eine der schwierigsten Herausforderung sein, den Stellenwert des Luzerner Theaters zu erfassen und dieses entsprechend neu auszurichten. Vermutlich wird man schmerzhafte Entscheidungen nicht vermeiden können. Die Tage des Altbaus sind somit noch längst nicht gezählt.

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