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1. Weltkrieg

Italiens Doppelspiel zwischen Dreibund und Entente (Teil 1)

2. Juni 2014 , Wien
Denise von Cles
Der ungeliebte Bündnispartner Österreich-Ungarn sollte bluten.

Als die Schüsse von Sarajevo im Sommer 1914 die verhängnisvolle Bündnisautomatik zwischen den europäischen Grossmächten auslösten, die zur „Urkatastrophe“ des 1. Weltkriegs führte, hielt Italien sich vorerst abseits.

Zwar hatte sich das erst 20 Jahre vorher entstandene Königreich 1882  den beiden Mittelmächten  Österreich-Ungarn und dem Deutschen Reich im sogenannten Dreibund angeschlossen. Doch das Verhältnis zu Wien war von Anfang an durch die Ansprüche Italiens auf die „Irredenta-Gebiete“ Trient und Triest (die „unerlösten“ Gebiete, Anm. d. Red.) mit ihrer mehrheitlich italienischsprachigen Bevölkerung belastet. Die Donau-Monarchie wurde immer noch als  Besatzer im eigenen Land gesehen.

"Sacro egoismo"

Am 3. August 1914 erklärte sich Rom für neutral. Wenige Tage zuvor, am 28. Juli, hatte Österreich-Ungarn mit der „Blankovollmacht“ des Deutschen Reiches im Rücken Serbien den Krieg erklärt. Als Antwort erfolgte die Generalmobilmachung Russlands, auf die Wien  mit der eigenen Generalmobilmachung reagierte. Am 1. August schloss sich Deutschland an, das Frankreich am 3.August 11914 den Krieg erklärte und ins neutrale Belgien einfiel. Damit war der Flächenbrand gezündet, der Europa über die nächsten fünf Jahre verheeren und Millionen Menschenleben fordern sollte.

Italien rechtfertigte sein Abseitsstehen zu Kriegsbeginn zunächst mit dem „sacro egoismo“. Offiziell begründete es seine Neutralität damit, dass es nicht rechtzeitig über das österreichische Ultimatum an Serbien informiert wurde. Der Bündnisfall sei daher nicht gegeben. Als Preis für einen Kriegseintritt auf Seiten der Mittelmächte versuchte Rom Wien zunächst Gebietsabtretungen abzuringen.

Italienische Forderungen

Österreich-Ungarn war allerdings nur bereit, Italien das italienischsprachige Welschtirol gegen das Versprechen „wohlwollender Neutralität“ bis zum Kriegsende und „voller Handlungsfreiheit“ für Österreich am Balkan zu überlassen. Damit gab sich Rom nicht zufrieden. Der italienische Aussenminister Sidney Sonnino verlangte zusätzlich die Abtretung ganz Südtirols bis zum Brenner, Grenzberichtigungen im Isonzotal mit Einbezug von Görz. Ausserdem sollte Triest,  der wichtigste Handelshafens Österreichs, samt Hinterland zum Freistaat erklärt werden. Ausserdem sollte die österreichische Adriaküste an Italien fallen.

Da Wien zunächst nicht auf diese weitgehenden Forderungen eingehen wollte, beschloss Italien noch während der Verhandlungen mit Österreich, sich der Entente (Frankreich, England und Russland) anzuschliessen, die es schon seit Kriegsbeginn umworben hatten.

Entscheidender Nebenschauplatz

Im Geheimvertrag von London vom 26. April 1915 verpflichtete sich Italien auf der Seite der Entente in den Krieg einzutreten. Im Gegenzug war ihm die Erfüllung aller seiner Gebietswünsche in Europa und eine Aufteilung der Türkei zu „gleichen Teilen“ zugesagt worden. Auch das Drängen Deutschlands, Österreich zur Annahme der italienischen Forderungen zu bewegen, konnte die Kündigung des Dreibundes durch Rom am 4. Mai nicht mehr verhindern.

Am 23. Mai erklärte das Königreich Italien Österreich-Ungarn den Krieg. Zwar war Italien nur ein Nebenkriegsschauplatz im 1. Weltkrieg. Das k. u. k. Heer, das durch die hohen Verluste an der Ostfront in Galizien und den Karpathen  bereits stark geschwächt war, wurde damit jedoch gezwungen, eine neue Südfront von den Dolomiten bis zum Isonzo zu eröffnen. So trug der Beschluss Italiens, an der Seite der Ententemächte in den Krieg einzutreten, entscheidend zum Zusammenbruch des habsburgischen Vielvölkerstaates bei.              

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