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Kommentar21

Immer nur Merkel, immer nur Deutschland

15. Juni 2015
Heiner Hug
Athen verhandelt mit Deutschland. Die übrigen Euro-Staaten sollen zahlen. Zu sagen haben sie wenig.

Das nicht reiche Slowenien gewährt Griechenland Hilfskredite im Wert von 3 Prozent des slowenischen Bruttoinlandprodukts. Die deutsche Hilfe beträgt nur 2,4 Prozent des eigenen BIP.

Doch zu sagen hat Slowenien kaum etwas. Und die meisten übrigen Euro-Staaten auch nicht. Griechenlands Premier Tsipras und sein Finanzminister Varoufakis treffen immer nur eine: Bundeskanzlerin Merkel. Natürlich gibt es die Troika, aber für Tsipras gibt es nur Angela.

Sie spricht im Namen der Euro-Länder, sie verhandelt, sie pokert, sie stellt Forderungen, sie gibt da oder dort nach, sie gibt den Tarif durch. Stets dabei ist François Hollande. So will sie den Anschein erwecken, dass sie nicht allein handelt. Doch der unglückliche Hollande ist nur Beigemüse.

In manchen Euro-Staaten ist man nicht nur glücklich über die merkelschen Sonderverhandlungen. Einige fühlen sich ausgeschlossen. Zahlen dürfen sie, mitreden nicht. Vor allem fürchten sie, dass Merkel Griechenland zu weit entgegenkommt und dass sie dann vor vollende Tatsachen gestellt werden.

Einigen Euro-Staaten geht es noch schlechter als Griechenland. Slowenien, die Slowakei und die baltischen Staaten entwickeln einen eigentlichen Groll auf Athen. Sie sparen und sparen, sanieren mühsam ihren Haushalt - und jetzt sollen sie den ausgabefreudigen und eher arrogant auftretenden Griechen auch noch mit ihrem Geld helfen! Auch in Portugal, Spanien und Italien kommt ein zusätzliches Entgegenkommen schlecht an.

Und doch: Alle wissen, nur Merkel kann es richten. Ihr Verhandlungstalent wird anerkannt. Wenn sie keine Einigung zustande bringt, bringt sie wohl niemand zustande. Und wenn jeder mitreden würde, brächte das wohl noch weniger. Als Wirtschaftsmotor in Europa ist sie zudem berechtigt, an vorderster Front zu stehen.

Das birgt auch Risiken. Wenn die Gespräche scheitern, wenn Griechenland die Euro-Zone verlässt, wenn da und dort Chaos ausbricht – dann steht sie, neben Athen, als Hauptschuldige da. Dass sie den tapsigen François Hollande im Schlepptau hat, nützt ihr dann auch nichts.

Vielleicht wird sie nach einem Kollaps aber auch gelobt, als jene, die mit unermüdicher Energie und Hoffnung es bis zuletzt versucht hat, bis zu allerletzt, bis zu allerallerletzt.

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