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Satyrikon [21 und Schluss]

Ich meine ja bloss auf Wiedersehen

18. Februar 2012
Dante Andrea Franzetti
Dies ist die 21. und letzte Kolumne des Schriftstellers Dante Andrea Franzetti über einen gewissen Roger Rightwing. Doch Franzetti bleibt unserem Journal 21 erhalten.

MEDIENWOCHE: „Auf Journal 21 schreibt Schriftsteller Dante Andrea Franzetti eine Kolumne unter dem Titel Roger Rightwing. Kennen Sie die? Wer könnte damit gemeint sein?“

ROGER KÖPPEL: „Das ist mir gar noch nicht aufgefallen. Offenbar habe ich Silvio Berlusconi, das bisherige Primär-Feindbild von Dante Andrea Franzetti (den ich übrigens schätze), abgelöst.“ Medienwoche, 25.11.2011

Wollte jemand eine Satire über ein Wochenblatt und dessen Chefredaktor und - also ehrlich! - Alleinbesitzer schreiben, er käme bald zum Schluss, dass dieses Blatt und dessen absolut unabhängiger Chefredaktor und Alleinbesitzer mühelos jede Satire überbieten.

Ich meine ja bloss.

Nehmen wir an, einer hätte - sagen wir mal - so etwa zwanzig Geschichten über den Mister Armani unter den parteilosen Chefredaktoren geschrieben, könnte man ihm, dem Schreibenden, meine ich bloss, da verübeln, dass ihm zu diesem übrigens absolut unabhängigen Alleinbesitzer des sich wie eine verirrte Kugel gebärdenden Revolverblattes nichts mehr einfiele?

Ich meine ja bloss.

Gut, wenn jetzt einer so etwas schriebe, könnte es sein, dass er einiges vorwegnähme, wie etwa den Abschuss des Nationalbankdirektors oder die Aktion “Baut ein zweites Fukushima!”, davon hätte er aber auch nur wieder vier Geschichten lang gelebt und sich gefragt: Was jetzt? Was fällt dem Huntertpro Unabhängigen unter den Unabhängigsten nächstens ein? So absurd, grotesk, maliziös - und eben satirisch könnte derjenige, der eine Satire schreiben wollte, nur jetzt mal angenommen, doch gar nicht denken.

Ich meine das jetzt nur mal so.

Man müsste so unabhängig sein wie der Diskussionsverweigerer, der seinem ehemaligen Deutschleher nicht mal ungesehen im Radiostudio die Hand reichen will, wie in diesem Journal von eben letzterem selbst zu lesen war, so ganz unabhängig und frei im Kopf wie der Chef himself müsste man doch sein, um sich vorzustellen, welchen Skalp der nun als nächstes fordert, und eine solche unglaubliche Unabhängigkeit und dadurch natürlich auch unermessliche Freiheit im Kopf - nein, eine solche hätte der nicht, der, sagen wir mal, auch die einundzwanzigste Geschichte über diesen ubiquitären rechtgefederten Tausendsassa schreiben wollte.

Also, ich meine ja bloss.

Diesen ehrenwerten Brutus im Taschenformat überbieten und überholen zu wollen, was ja, so liest man bei Tucholsky, die Aufgabe des Satirikers wäre, also diese Überholung des unermesslich Unabhängigen scheitert doch gerade an der Unermesslichkeit seiner absolut schamlosen Entgrenzung, deren Überbietung schlechterdings ein Ding der Unmöglichkeit ist.

Ehrlich gesagt.

Ich meine also, dass man über Gott keine Satire schreibt, weil er denken kann, was wir eben nicht denken können, und daher sozusagen eben unüberholbar ist wie die Lichtgeschwindigkeit, mit der ja unsere Lichtgestalt das Dunkel in die Welt bringt als Soufflierender des geistigen Tischgesprächs, weshalb es sich vermutlich doch eher um den Heiligen Geist handelt, der hinschwirrt, wohin er will, respektive, wohin ihn Gott gesandt hat, doch das führte dann doch zu weit, dass wir hier eine Auseinandersetzung über die Dreifaltigkeit des absolut unabhängigen Alleinbesitzers aller seiner geistigen Fähigkeiten führten.

Ich meine ja bloss.

Ja also, ich meine, nach zwanzig Geschichten kann keine einundzwanzigste über IHN mehr gedacht, geschweige denn geschrieben und noch weniger publiziert werden, weil ER selbst schon alles gedacht, geschrieben und publiziert haben wird, bevor der Satiriker auch nur aufgestanden, geschweige denn an den Computer gesessen ist, um IHN ein wenig anzuspritzen, darum geht es ja, mehr geht ja eben nicht, wenn man konfrontiert ist mit so viel Unermesslichkeit, Uneinholbarkeit und Unabhängigkeit, weshalb einem der Brunz natürlich wie bei Gegenwind ins eigene Gesicht zurückspritzt, vertammisiäch.

Jawohl, das heisst, ich meine ja bloss, das heisst, ich gebe auf und lass es bleiben, wobei ich mich schon wieder melden werde in diesem Journal, nur messe ich mich in Zukunft mit dem Messbaren, wie es einem so abhängigen, so absolut kein Alleinbesitzer von gar nichts ausser seiner selbst Seienden, einem so ganz ermesslichen Menschen wie mir geziemt, what the fuck nomaal. Also, das wollte ich jetzt mal gesagt haben, bloss für den Fall, dass einer eine Satire über die Weltwoche und Roger Köppel geschrieben hätte.

Ich meine ja bloss, jetzt mal ehrlich - auf Wiedersehen

Pic und Dante Andrea Franzetti. Das Bein ohne Mann. Lenos Verlag, Basel.
Pic und Dante Andrea Franzetti. Das Bein ohne Mann. Lenos Verlag, Basel.

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