(Foto: Keystone/AP/Evgeniy Maloletka)
Ein Vater in der südukrainischen Stadt Mariupol trauert um seine Tochter Iliya. Die 400’000 Einwohner zählende Stadt wird seit Tagen von russischen Kräften beschossen. Es fehlt an Wasser, Strom und Nahrungsmitteln. Der Bürgermeister spricht von einer «humanitären Katastrophe». Russland hatte eingewilligt, «humanitäre Korridore» zu schaffen, doch als die Bevölkerung die Stadt verlassen wollte, wurde sie beschossen. – In Zürich demonstrieren Zehntausende gegen die russische Aggression.
Evakuierung aus Mariupol verschoben
Tausende warteten am Samstag darauf, die umkämpfte südukrainische Stadt Mariupol verlassen zu können. Die Ukraine und Russland hatten sich bei Gesprächen in Belarus darauf geeinigt «humanitäre Korridore» zu schaffen, damit die Bevölkerung die schwer umkämpfte Stadt verlassen kann. Als jedoch die Ersten am Samstag versuchten, von einer fünfstündigen Waffenruhe zu profitieren, wurden sie von russischen und pro-russischen Soldaten beschossen. Ein Grossteil der Stadt liegt in Trümmern. Über die Zahl der Toten und Verletzten gibt es keine Zahlen. Einige Berichte sprechen davon, dass überall Leichen herumlägen.
Putin trifft Bennett
Der israelische Premierminister Naftali Bennett traf am Samstag mit dem russischen Präsidenten Putin zu einem zweieinhalbstündigen Gespräch in Moskau zusammen. Dies berichtet die israelische Zeitung Haaretz.
Die Biden-Regierung wurde im Voraus über das Treffen informiert und unterstützte es, sagten israelische Beamte.
Israel, das eine grosse Zahl russischer Einwanderer beherbergt, hat angeboten, im Konflikt zwischen Russland und der Ukraine zu vermitteln. Beamte hatten allerdings zuvor die Erwartungen an einen Durchbruch heruntergespielt.
Umzingeltes Kiew
Russische Verbände haben in der Nacht den Belagerungsring rund um Kiew und Charkiw, der zweitgrössten ukrainischen Stadt, enger gezogen. In beiden Städten schlugen Raketen ein. Angegriffen wurden einige Vorstädte von Kiew, unter anderem Irpin.
In Erwartung eines Grossangriffs
Kiew gleicht einer fast menschenleeren Stadt. Da Treibstoff fehlt, sind fast keine Autos zu sehen. Die meisten Menschen haben in Erwartung eines russischen Grossangriffs in Kellern, Bunkern oder U-Bahnstationen Unterschlupf gefunden. Rund um die Stadt wurden Panzersperren errichtet. Die Brücken sind vermint.
Nahrungsmittel und Trinkwasser werden knapp
Für die Menschen in den umzingelten Städten und Dörfern wird die Versorgungslage immer prekärer. Laut Angaben des Uno-Welternährungsprogramms (WFP) wird es für die Bevölkerung schwierig, an Lebensmittel und sauberes Wasser zu kommen. Die Lage habe sich «dramatisch zugespitzt». «Gerade aus Kiew und Charkiw erreichen uns Berichte, dass Nahrungsmittel ausgehen und Trinkwasser knapp wird», erklärt Martin Frick, Direktor der deutschen Sektion des WFP.
«Alles wird noch schlimmer»
Der britische Premierminister Boris Johnson sagt in mehreren Zeitungsinterviews, dass das Schlimmste erst noch bevorstehe. Putin werde jetzt noch härter zuschlagen, weil er «keinen Weg aus der Sackgasse» sehe. Den Abschuss russischer Flugzeuge werde er zum Vorwand nehmen, um eine Eskalation des Kriegs zu rechtfertigen.
Selenskyj fordert Flugverbotszone
Der ukrainische Präsident zeigt sich enttäuscht, dass die Nato keine Flugverbotszone über der Ukraine errichten will. Weil die Nato sich weigere, dies zu tun, gebe sie grünes Licht für weitere Bombardierungen, sagte er in einem Video. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg sagte, eine Flugverbotszone der Nato würde die Gefahr erhöhen, dass weitere europäische Länder in den Krieg hineingezogen würden. Deshalb sollte sich das Bündnis nicht direkt in den Konflikt mit Russland einmischen.
Weitere Gespräche?
Eine dritte Verhandlungsrunde zwischen einer ukrainischen und einer russischen Delegation soll heute Samstag wieder im Süden von Belarus stattfinden. Ein Zeitpunkt wurde noch nicht genannt.
Russische Zensur
Russland hat ein neues Mediengesetz erlassen, das jede kritische Berichterstattung über das russische Vorgehen verbietet. Die BBC stellte daraufhin ihre Arbeit in Russland ein und zog ihre Journalistinnen und Journalisten ab. Der Sender werde allerdings seine Berichterstattung auf Russisch von ausserhalb Russlands fortsetzen und so der Bevölkerung ein anderes Bild vermitteln, als es die russischen Staatsmedien tun.
Auch die ARD, das ZDF, CNN und Bloomberg setzen ihre Russland-Berichterstattung aus.
Dmitri Muratow, der Chefredaktor der Kreml-kritischen Zeitung Nowaja Gaseta hat nach dem Erlass des neuen Mediengesetzes Berichte über die russische Militäraktion von seiner Website entfernt. Muratow war letztes Jahr mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden.
(Wird laufend aktualisiert)
Journal21