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Kultur am Montag

Gemach, gemach!

5. August 2013
Alex Bänninger
Bereits vor der Premiere des Dokumentarfilms über Christoph Blocher am Festival von Locarno hagelt es politische Proteste. Zu Unrecht.

Im Rahmen der eidgenössischen Filmförderung wurde «L'expérience Blocher» des Waadtländer Regisseurs Jean-Stéphane Bron mit 260'000 Franken oder knapp der Hälfe des Budgets unterstützt. Der anderthalbstündige Dokumentarfilm zeigt Christoph Blocher im nationalen Wahlkampf 2011. Gegen die Förderung laufen einige Politikerinnen und Politiker Sturm und drohen mit parlamentarischen Vorstössen. Es gehe nicht an, einen Film über eine Person, die bereits enorme Macht besitze, aus der Bundeskasse mitzufinanzieren. Das Thema sei kulturpolitisch uninteressant. Im Übrigen wäre der Milliardär in der Lage gewesen, den Film aus eigener Tasche zu bezahlen.

Sachlich fundierter Entscheid

Das ist schweres Geschütz – vor allem gegen eine freiheitliche Kultur. Die Proteste zielen an der Sache vorbei. Massgebend für einen Förderbeitrag sind die Qualitäten der Drehvorlage, des Regisseurs und des Produzenten. Wenn die Experten des Bundesamtes für Kultur zur Überzeugung gelangten, das Projekt von Jean-Stéphane Bron, der mit «Mais im Bundeshaus» bekannt wurde, erfülle diese Voraussetzungen, dann war der Entscheid ausreichend erwogen und richtig.

Es bedarf keiner Abklärung, ob ein Film irgendwem in den politischen Kram passt oder nicht, auch nicht, ob der Hauptdarsteller finanziell genügend ausgestattet ist, um für die Produktionskosten selber aufzukommen. Wer förderfremde Kriterien geltend macht, will staatlich gelenkte Filme und solche, die um jedes brisante Thema einen weiten Bogen schlagen und niemandem an den Karren fahren.

Gerade die auch beim Publikum erfolgreichen Schweizer Filme vertraten klare Positionen, eckten an und belebten interessante Diskussionen. Das muss so bleiben.

Abwarten und gelassen urteilen

Nach der Aufführung am 13. August in Locarno und nach dem Kinostart im Herbst wird zu beurteilen sein, ob der Film hält, was er als Projekt offensichtlich versprach. Aber auch dann geht es nicht um opportunistische Fragen, sondern darum, ob es dem Autor gelungen ist, die kritische Distanz zu wahren und Christoph Blocher mit Licht und Schatten gerecht zu werden. Redlich soll der Film sein, spannend und anregend. Auch aufregen darf er. Wir werden es früh genug sehen.

Um Missverständnisse zu vermeiden: Ich bin weder ein Gefolgsmann der SVP noch von Christoph Blocher. Aber ich engagiere mich für ein maulkorbfreies Filmschaffen.

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