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UBS

Fragen eines lesenden Aktionärs

20. September 2011
René Zeyer
Die UBS hat eine schonungslose Untersuchung angekündigt, wie genau 2,3 Milliarden Dollar hops gehen konnten. Bravo. Wir hätten da ein paar Fragen, für deren Beantwortung nicht nur der Aktionär sehr dankbar wäre.

1.Wenn angeblich keine Kundengelder verloren gingen, hat der im Knast sitzende Trader also reinen Eigenhandel betrieben, nur mit dem Geld der Bank gespielt?

2.Ist es richtig, dass der verhaftete Händler schon seit Jahren im Verdacht stand, illegal oder zum eigenen Vorteil zu spekulieren? Er ist laut Anklage auch einer Bilanzfälschung aus dem Jahre 2008 beschuldigt. Und wenn ja, wieso wurde nichts unternommen?

3.Ist es richtig, dass bereits im Januar 2011 von ihm Geschäfte getätigt wurden, die nun in letzter Konsequenz zu diesem Milliardenloch führten? Zumindest steht das so in der Anklageschrift.

4.Oder ist es richtig, dass der Trader über mindestens drei Monate hinweg zocken konnte, ohne seine Wetten durch Gegenwetten abzusichern, wie Brancheninsider vermuten?

5.Ist es richtig, dass das Controlling der UBS so schlecht funktioniert, dass erst eine Selbstanzeige des Traders die Alarmsirenen auslöste?

6.Aus wie vielen Mitgliedern bestand die inzwischen suspendierte Abteilung Delta One, und mit welchen Beträgen wurde da in einer Woche, einem Monat, einem Jahr gezockt?

7.Machte diese Abteilung vor dem 2,3-Milliarden-Desaster Gewinn, wenn ja, wie viel?

8.Wie viel Boni wurden den Mitgliedern von Delta One insgesamt, dem verhafteten Trader im Speziellen für das Jahr 2010 ausbezahlt?

9.Ist es richtig, dass der Beschuldigte ein Grundgehalt von 200 000 Franken und einen Bonus von 300 000 Franken bezog?

10.Versteht die UBS ein solches Gehalt für einen 31-jährigen Anfänger mit überschaubarer Berufserfahrung als Ausdruck einer nachhaltigen und sinnvollen Salärpolitik?

11.Welcher Hebel, also welches Verhältnis zwischen Eigenkapital und geliehenem Fremdgeld, wird in dieser Abteilung im Durchschnitt angewendet? Handelt es sich um den üblichen Faktor 40 oder um mehr?

12.Die UBS liess verlauten, die Geschäfte laufen «innerhalb der vormals festgelegten Risikolimiten normal» weiter. Dürfen wir um eine Definition des Wortes «normal» in diesem Zusammenhang bitten?

13.Wenn wir das richtig verstehen, hat der Trader mit sogenannten synthetischen ETF (Exchange-traded Fund) gespielt. Also einem Derivat, einer Ableitung, einem reinen Wettschein, das beliebige Volumina, Gewinne oder Verluste zulässt. Kann die UBS mal kurz den volkswirtschaftlichen Sinn eines solchen Casino-Chips erklären?

14.Sind diese synthetischen ETF von der UBS selbst entwickelt worden (bspw. in der hauseigenen «Incubation»-Abteilung)?

15.«Wir wissen, was wir tun und wir werden uns niemals damit herausreden, dass wir von Risiken überrascht wurden.» Nimmt man diese Aussage von UBS-Boss Oswald Grübel zum Nennwert, dann war es also der Geschäftsleitung und dem Verwaltungsrat die ganze Zeit bewusst, dass ein solches Desaster nicht «unvorhersehbar», sondern unvermeidbar war?

16.Schon vor diesem Schlamassel akkumulierte die UBS im Investmentbanking einen Verlust von über 50 Milliarden Franken. Was, ausser den Milliardenboni für Investmentbanker, spricht gegen die sofortige Aufgabe eines offensichtlich unsinnigen Geschäftsmodells?

17.Oder will uns die UBS damit sagen, dass sie es für die vornehmlichste Aufgabe einer modernen, globalen Universalbank hält, so viele Milliarden wie möglich zu verrösten?

18.Es ist bekannt, dass ein Milliarden-Trade in wenigen Sekunden abläuft. Bei High Frequency Trading sprechen wir von Bruchteilen einer Sekunde. Könnten wir erklärt bekommen, wie das kontrolliert werden kann?

19.Da nicht zuletzt wegen dieser Geschäftspolitik der Aktienkurs der UBS innerhalb eines Jahres (nochmals) halbiert wurde (von knapp 20 Franken auf knapp 10), bräuchte es da nicht eine neue Strategie?

20.Was genau macht es so schwierig, diese Zockerbuden innerhalb der UBS abzuschalten? Das Herausziehen einiger Kabel oder das Umlegen eines Stromhauptschalters würde doch genügen, oder täuschen wir uns da?

21.Und eine leichte Frage zum Schluss: Wie viele Jahre müsste ein Aktionär der UBS (bei einem angenommenen Gehalt von 200 000 Franken, kein Bonus) arbeiten, um 2,3 Milliarden Dollar zu verdienen? Keine Bange, liebe Bank, das ist eine Kopfrechnung.

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