Direkt zum Inhalt
  • Politik
  • Kultur
  • Wirtschaft
  • Gesellschaft
  • Medien
  • Über uns
close
Sprach-Abkrobatik

Erfolgswort des Jahres: Masseneinwanderung

27. März 2014
Reinhard Meier
Reinhard Meier
Ohne diese Wortschöpfung hätte die SVP die Abstimmung vom 9. Februar wohl nicht gewonnen.

Man muss es den SVP-Strategen lassen, mitunter gelingt ihnen ein Volltreffer.  Zwar muss daran erinnert werden, dass bei weitem nicht alle von dieser Partei lancierten Initiativen erfolgreich sind – das Begehren um die Volkswahl des Bundesrates zum Beispiel war ein klarer Flop.

Ein Begriff, den der Duden nicht kennt

Aber die Abstimmung vom 9. Februar über die sogenannte Masseneinwanderung  war (trotz der äusserst knappen Mehrheit) unbestreitbar ein spektakulärer politischer Erfolg – und den verdankt die Blocher-Partei  zu einem wesentlichen Teil der cleveren Terminologie, die für diese Vorlage gewählt wurde.

Masseneinwanderung ist ein Begriff, den der Duden nicht kennt.  Und doch trifft er fraglos einen Nerv in der Volksseele. Jeder spürt bei diesem Wort sofort, dass massenhafte Einwanderung von Ausländern in einem kleinen, bereits relativ dicht bevölkerten Land wie die Schweiz etwas Bedrohliches an sich haben könnte – eine Art Lawine, die auf uns zurollt.  Der Begriff Masseneinwanderung hat im Bereich der Polit-Terminologie  eine ähnlich magische Ausstrahlung wie das Wort „Abzockerinitiative“, über die vor einem Jahr abgestimmt wurde.  Dieser Vergleich kann vielleicht am besten verdeutlichen, wie wichtig es ist, in der politischen Werbung die wirksamsten Begriffe zu besetzen.

Kein wirksamer Gegenbegriff

Die Dominanz der Wortschöpfung Masseneinwanderung während der Abstimmungsdebatte zeigte sich schon darin, dass auch die Gegner dieser Vorlage gezwungen waren, ständig diesen negativ besetzten Begriff zu verwenden. Dies, obschon sie den abschreckenden Terminus inhaltlich ablehnten, weil sie eine Einwanderung von rund 80.000  Personen jährlich – zu einem erheblichen Teil Spezialisten und gut situierte Familien – keineswegs als unerträgliche Belastung einstufen. Möglicherweise verdankte  bei der Abstimmung am 9. Februar die SVP ihren knappen Sieg gerade dem Umstand, dass es dem gegnerischen Lager nicht gelang, dem bedrohlichen Wort Masseineinwanderung einen attraktiven Gegenbegriff entgegenzuhalten.  Der Verweis auf die „Bilateralen“ (das heisst die Gefährdung der bilateralen Verträge mit der EU, die die Annahme der Masseneinwanderungsinitiative zur Folge haben könnte) war wohl zu abstrakt, um die nötige Überzeugungskraft zu entwickeln.

Wetten, dass die Ecopop-Initiative, die viel radikalere Begrenzungen der Einwanderung in die Schweiz verlangt und über die voraussichtlich noch in diesem Jahr abgestimmt wird,  vom Volk bachab geschickt wird. Schon deshalb, weil unter dem Titel Ecopop niemand spontan versteht, worum es eigentlich gehen soll.

Letzte Artikel

Der Papst und der Patriarch von Istanbul in Nizäa – Nur der Kaiser fehlte

Erwin Koller 4. Dezember 2025

EU berechenbarer als USA

Martin Gollmer 4. Dezember 2025

Dröhnendes Schweigen um Venezuela

Erich Gysling 1. Dezember 2025

Spiegel der Gesellschaft im Wandel

Werner Seitz 1. Dezember 2025

Bücher zu Weihnachten

1. Dezember 2025

Nichts Dringlicheres als die Rente?

Stephan Wehowsky 1. Dezember 2025

Newsletter abonnieren

Abonnieren Sie den kostenlosen Newsletter!

Abonnieren Sie den kostenlosen Newsletter!

Zurück zur Startseite
Journal 21 Logo

Journal 21
Journalistischer Mehrwert

  • Kontakt
  • Datenschutz
  • Impressum
  • Newsletter
To top

© Journal21, 2021. Alle Rechte vorbehalten. Erstellt mit PRIMER - powered by Drupal.