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Sprach-Akrobatik

Erfolgreicher Schweizer Exportartikel

3. April 2014
Heiner Hug
Im Jahr 2014 purzeln die Jubiläen: 100 Jahre seit dem Ausbruch des 1. Weltkriegs, 75 Jahre seit dem Beginn des 2. Weltkriegs, 25. Jahrestag des Falls der Berliner Mauer.

Weiter: 100 Jahre Nationalpark, 100. Geburtstag von Margrit Rainer, Ernst Brugger, Octavio Paz, Alec Guiness, Marguerite Duras, Lilli Palmer, Louis de Funès und andere.

Und: Im Jahr 2014 begehen wir den 175. Jahrestag  eines reaktionären, blutigen Umsturzes. Dieser fand nicht irgendwo in Frankreich, Italien oder Lateinamerika statt – sondern auf dem Zürcher Münsterhof und dem Paradeplatz.

Dieser Revolte gedenken wir nun: nicht nur aus historischen, sondern auch aus sprachlichen Gründen.

14 Tote

Zürich hatte seit 1831 eine liberal-radikale Verfassung. Diese postulierte die Volkssouveränität, die Pressefreiheit, die Handels- und Gewerbefreiheit – und vor allem eine Säkularisierung des Bildungswesens. Nicht mehr Pfarrer sollten die Schüler unterrichten, sondern ausgebildete Lehrkräfte.

Das alles gefiel nicht allen. Vor allem auf dem Land formierte sich eine wütende Opposition. Am 5. September 1839 liess der Pfarrer von Pfäffikon (ZH) die Glocken läuten – das Signal zum Aufstand. 2‘000 Bewaffnete zogen am 6. September in die Stadt und trafen auf dem Münsterhof und dem Paradeplatz ein. Schüsse fielen. 14 Menschen starben,  auch ein Regierungsrat.

Was für ein Ereignis, ein Umsturz in der friedfertigen Schweiz!

Grosses Echo im Ausland

Das Ereignis  fand in Europa ein grosses Echo. Vor allem in Deutschland. Tagelang berichteten die Zeitungen darüber.

Die Zürcher (und die andern Schweizer) bezeichneten die Revolte als „Putsch“: Züriputsch. Ein Schweizer Dialektausdruck, den man bisher im Ausland nicht kannte. Und so verwendeten denn auch die deutschen Blätter in ihrer Berichterstattung plötzlich Wörter wie: Putsch, Putschisten, putschen.

Dann trat der „Putsch“ den Siegeszug um die halbe Welt an. Das Wort wurde zu einem schweizerischer Exportartikel mit Erfolg. 

Der „Putsch“ ist nicht mehr wegzudenken, weder im Deutschen, noch im Englischen: military putsch, putsch attempt, noch in andern Sprachen. Selbst im Italienischen wird das Wort häufig verwendet (il putsch militare) oder im Tschechischen und Slowakischen: puč.

P.S. In Zürich hatten die Putschisten Erfolg. Die liberale Regierung wurde umgebildet und mit teils reaktionären Männern besetzt. Das Kantonsparlament wurde widerrechtlich aufgelöst und mit Konservativen bestückt. 1845 war dann alles wieder vorbei. Dann gelangten die Liberalen wieder an die Macht – ohne Putsch.

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