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Syrien

Endlich Klarheit über den C-Waffen-Angriff

17. September 2013 , Genf
Pierre Simonitsch
Es steht jetzt fest, dass im syrischen Bürgerkrieg am 21. August chemische Kampfstoffe eingesetzt wurden. Mit nahezu hundertprozentiger Gewissheit stammen sie von den Regierungstruppen.

Die Untersuchungskommission der UNO unter Leitung des schwedischen C-Waffen-Experten Ake Sellström hat unter schwierigen Bedingungen hervorragende Arbeit geleistet.

Erstens hat das internationale Expertenteam einwandfrei geklärt, dass in drei Vororten von Damaskus – Moadamiyah, Zamalka und Ein Tarma – die Zivilbevölkerung am 21. August mit dem Nervengift Sarin (in der Fachsprache GB genannt) angegriffen wurde. Die Ermittler befragten über 50 Zeugen und nahmen 36 Überlebenden des Angriffs Blut- und Urinproben ab. 34 davon wiesen im Körper Spuren von Sarin auf. Sie zeigten auch die typischen Symptome einer Vergiftung mit Organophosphorstoffen wie Bewusstlosigkeit, Schüttelkrämpfe, Atembeschwerden, Brechreiz, Sehprobleme, entzündete Augen und die Kontraktion der Pupillen.

Die Ziffer 4 25-97

Die gefundenen und fotografierten Munitionsfragmente stellen die bisher eindeutigsten Beweise für einen Giftgasangriff dar. Das wichtigste Stück ist eine 63 Zentimeter lange und 14 Zentimeter dicke Rakete mit kyrillischer Beschriftung und den Ziffern 4 25-97-179 K. Die schon etwas verwitterten Aufschriften mit den typischen von der russischen Rüstungsindustrie verwendeten Schablonen lassen kaum Zweifel daran, dass dieses Geschoss einst von Moskau an seinen syrischen Verbündeten geliefert wurde. Die Ziffer 4 25-97 könnte für das Produktionsdatum stehen. Im Jahre 1997 trat die internationale C-Waffen-Konvention in Kraft, die die Vernichtung aller Bestände vorschreibt und der auch Russland beigetreten ist.

Zu den weitere Beweisstücken gehört eine 134 Zentimeter lange Granate mit eigenem Antriebsmotor (self-propelled). Die gefundenen Trägerwaffen enthielten keinen Sprengstoff. Sie waren mit etwa 50 Liter Sarin gefüllt, von dem in spezialisierten Labors Überreste festgestellt wurden. Die Rakete mit der zyrillischen Beschriftung steckte in einem durch ihren Aufschlag verursachten Krater, ohne eine Explosion zu bewirken. Ihr offensichtlicher Zweck war, die Füllung mit flüssigem Sarin zu versprühen.

Flugbahn der Geschosse errechnet

Die vom Untersuchungsteam eingesammelten Munitionsteile wurden in verschiedenen Labors untersucht, die die Organisation zur Überwachung des C-Waffen-Verbots (OPWC) auswählt hatte. Diese Labors fanden auf 80 Prozent der Proben Überreste von Sarin und chemischen Stabilisatoren. Die Militärexperten identifizierten zwei der 330-Millimeter-Projektile als Varianten der Artillerierakete des Typs M-14.

Die Experten versuchten auch die Flugbahn der Geschosse nach ihrem Einschlagwinkel zu errechnen. Diese Berechnungen weisen auf den Abschuss der Projektile aus einem Gebiet im Nordwesten der angegriffenen Siedlungen hin, in dem Regierungstruppen Artillerie und Granatwerfer stationiert haben.

Militärische Sondereinheiten als Täter ermittelt

Die Experten haben sogar die Wetterbedingungen untersucht, die zum Zeitpunkt des Angriffs in dem Gebiet herrschten. Sie stellten fest, dass am frühen Morgen des 21. August die Temperaturen sanken. Folglich stieg keine warme Luft auf, so dass die versprühten chemischen Kampfstoffe am Boden haften blieben und sogar in die Kellerräume eindrangen, in denen die Menschen Zuflucht suchten. Die an 30 Orten entnommenen Erdproben beweisen die Anwendung von Sarin „auf relativ grossem Massstab“, stellt der Bericht fest.

Die gefundenen industriell hergestellten Boden-Boden-Raketen und mit einem Antriebsmotor versehenen Granaten weisen eindeutig auf militärische Sondereinheiten als Täter hin. Es ist kaum vorstellbar, dass die nur rudimentär ausgerüsteten Aufständischen in einigen Vororten von Damaskus in den Besitz solch komplexer Waffensysteme gelangen und damit auch umgehen könnten.

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