Direkt zum Inhalt
  • Politik
  • Kultur
  • Wirtschaft
  • Gesellschaft
  • Medien
  • Über uns
close
Katalonien

Eine Klatsche mitten ins Gesicht

22. Dezember 2017
Heiner Hug
Die Wahlen in der reichsten spanischen Region sind vor allem eine Demütigung für Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy. Ein Kommentar.

Elvira D. ist eine katalanische Journalistin und wohnt in Frankreich. Sie erzählt: „Meine Familie lebt in Barcelona. Sie ist gegen eine Abspaltung Kataloniens von Spanien. Doch wir haben für die Separatisten gestimmt.“

Weshalb das? „Wir wollen der spanischen Zentralregierung von Mariano Rajoy einen Denkzettel verpassen. Er soll lernen, weniger arrogant und zynisch mit uns Katalanen umzugehen. Unsere Stimmen für die Separatisten sind keine Stimmen für die Unabhängigkeit, sondern Stimmen gegen Rajoy.“

Zumindest ein Teil der Wählerinnen und Wähler, die am Donnerstag zu den Urnen gegangen sind, vertreten diese Haltung. Da das Ergebnis sehr knapp ausgefallen ist, könnten sie die Entscheidung gebracht haben.

Für den ohnehin schwachen erzkonservativen und erzkatholischen Mariano Rajoy ist das Resultat eine Klatsche mitten ins Gesicht. Natürlich muss ein Ministerpräsident versuchen, das Land zusammenzuhalten. Natürlich darf er es nicht zulassen, dass eine einzelne Region ausschert. Doch mit Arroganz und fehlender Dialogbereitschaft löst man dieses Problem nicht.

Rajoy setzte auf Härte, schlug den Separatisten jede Tür zu, verunglimpfte und verleumdete sie, hetzte die Polizei mit Gewalt auf Stimmbürgerinnen und Stimmbürger, warf die halbe Regionalregierung ins Gefängnis und setzte seine geifernde Vizepräsidentin als Sachwalterin für Katalonien ein.

Wenn die Hälfte der Bevölkerung Kataloniens weg von Spanien will, besteht ein ernsthaftes Problem. Doch Rajoy steckte das weg. Die Ursachen für dieses Weg-von-Spanien-Wollen interessierten ihn nicht.

Gerade weil ein Ministerpräsident die Aufgabe hat, das Land zusammenzuhalten, müsste er mit einer starken separatistischen Bewegung anders umgehen als er es tut. Da setzt man sich an einen Tisch, da spricht man über die Ursachen des Problems, da versucht man, die andern zu verstehen, da macht man Konzessionen, da geht man anständig und zivilisiert mit den andern um. Doch das ist nicht der Stil des Mariano Rajoy.

Die Zeichen der Zeit verstand er nicht. Das Potential der Separatisten unterschätzte er sträflich. Sonst hätte er nicht die Neuwahl des Regionalparlaments angesetzt. Er glaubte, mit diesem Urnengang die separatistische Bewegung ersticken zu können. Das Gegenteil ist eingetreten. Die Separatisten haben jetzt Aufwind wie nie zuvor. Das könnte sich auf andere Regionen auswirken, zum Beispiel auf das Baskenland. Mariano Rajoy stehen stürmische Zeiten bevor. Er ist offensichtlich nicht in der Lage, das Land zusammenzuhalten und zu führen.

Letzte Artikel

Musk demaskiert. Das Internet als Herrschaftsinstrument

Ali Sadrzadeh 5. Dezember 2025

Wie weiter mit dem Klimaschutz?

Jörg Hofstetter 5. Dezember 2025

Der Papst und der Patriarch von Istanbul in Nizäa – Nur der Kaiser fehlte

Erwin Koller 4. Dezember 2025

EU berechenbarer als USA

Martin Gollmer 4. Dezember 2025

Dröhnendes Schweigen um Venezuela

Erich Gysling 1. Dezember 2025

Spiegel der Gesellschaft im Wandel

Werner Seitz 1. Dezember 2025

Newsletter abonnieren

Abonnieren Sie den kostenlosen Newsletter!

Abonnieren Sie den kostenlosen Newsletter!

Zurück zur Startseite
Journal 21 Logo

Journal 21
Journalistischer Mehrwert

  • Kontakt
  • Datenschutz
  • Impressum
  • Newsletter
To top

© Journal21, 2021. Alle Rechte vorbehalten. Erstellt mit PRIMER - powered by Drupal.