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WHO

Die Weltgesundheitsorganisation unter Druck

21. Mai 2011 , Genf
Pierre Simonitsch
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sieht sich gezwungen, etwa 300 Mitarbeiter zu entlassen. Das geht aus dem Bericht hervor, den WHO-Generaldirektorin Margaret Chan diese Woche in Genf auf der Jahresversammlung der Organisation unterbreitet hat.

Aus den Dokumenten geht hervor, dass auf Antrag der massgeblichen Regierungen das Budget bis 2013 um mindestens eine halbe Milliarde Dollar gekürzt werden muss. Chan macht dafür die Wirtschaftskrise in zahlreichen Ländern und den Wertverlust des Dollars verantwortlich. »Wir erhalten unsere Mittel in Dollar und bezahlen unsere Angestellten in Schweizer Franken«, erklärte sie.

Am Freitag verabschiedete die bis zum 24. Mai dauernde Weltgesundheitskonferenz das Budget für 2012 und 2013. Danach stehen der Organisation in den nächsten zwei Jahren nur mehr 3,958.979.000 Dollar zur Verfügung.

Spenden generieren Gewinne

Mehrere der 30 wichtigsten Beitragszahler haben ihre freiwilligen Gaben gedrosselt, weil sie selbst in finanziellen Schwierigkeiten stecken, erläuterte Margaret Chan. Das laufende Zwei-Jahres-Budget 2010-2011 beträgt rund 4,5 Milliarden Dollar. Über anderthalb Milliarden davon stammen aus freiwilligen Beträgen, die Regierungen, Firmen oder Privatpersonen oft an bestimmte Projekte gebunden der WHO zukommen lassen.

Nur 53 Prozent dieser freiwilligen Beiträge werden von Regierungen geleistet (Deutschland steuerte 17,6 Millionen Dollar zum laufenden Haushalt bei). Der Rest stammt überwiegend aus privaten Quellen, darunter der »Bill und Melinda Gates Stiftung«. Bill Gates trat übrigens diese Woche bei der Weltgesundheitskonferenz auf und liess sich ausgiebig feiern. Auch etliche Pharmakonzerne zeigen sich spendabel. So liess die Firma Glaxosmithkline über 22 Millionen Dollar für Programme der WHO springen.

Kritiker vermuten jedoch, dass diese Spenden nicht ganz eigennützig sind und Gewinne von mehrfacher Höhe generieren. Es wird auf den Reinfall mit der »Schweinegrippe« verwiesen. 2009 hatte die WHO auf den Rat von Experten, die teilweise mit der Pharmaindustrie zusammenarbeiten, Epidemiealarm der höchsten Stufe sechs ausgelöst. Besorgte Regierungen kauften Riesenmengen von Medikamenten ein, die ihren Herstellern Milliardenumsätze brachten. Doch das Schweinegrippevirus blieb harmlos. Die Medikamente vergammelten.

Gegen "Privatisierung" der WHO

Eine Reihe von Nicht-Regierungs-Organisationen (NGO) warnen vor einer weiteren »Privatisierung« der WHO. Die »Erklärung von Bern« stellt fest, dass »die strategische Ausrichtung der WHO immer mehr die wirtschaftlichen Interessen statt die öffentliche Gesundheit berücksichtigt«. »Nur eine Budgetaufstockung durch die Mitgliedstaaten oder innovative Finanzierungsmethoden werden es der WHO erlauben, ihre wichtigen Aufgaben in den ärmsten Ländern unabhängig wahrzunehmen«, meint die Schweizer NGO.

Die aus Hongkong stammende Generaldirektorin will hingegen die Privatwirtschaft stärker einbinden. Sie schlägt eine breit angelegte Reform vor, die es der WHO erlauben soll, ihre Finanzierung längerfristig zu planen. Die meisten Länder der nördlichen Hemisphäre, darunter die Schweiz, finden jedoch, dass sich die WHO verzettelt. Sie wollen die Organisation durch Budgetkürzungen dazu bringen, »sich wieder auf ihre wesentlichen Aufgaben zu besinnen«.

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