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Buch

„Die Spur des Bären“

17. August 2021
Rolf App
1981 hat der heute 78-jährige Martin Cruz Smith den Moskauer Ermittler Arkadi Renko ein erstes Mal losgeschickt, um im Gorki Park drei Morde aufzuklären.

Diesem dann auch verfilmten Bestseller folgten über die Jahrzehnte sieben weitere Auftritte, immer vor dem Hintergrund der politischen Entwicklung des russischen Riesenreichs. „Die Spur des Bären“ nun führt in die nicht enden wollende Zeit Putins und in die Welt unvorstellbar reicher Oligarchen. 

Der vor wenigen Tagen auf Deutsch herausgekommene Thriller beginnt mit einer Szene, die schon ganz den sarkastischen Geist des Buches atmet: Jemand hat im Moskauer Zoo zwei Bären befreit und ihnen ein Plakat umgehängt: „Wir sind auch Tiere“. Arkadi, Ermittler für Spezielle Fälle, „hatte nicht vor zu widersprechen“. Von seinem Vater, General Renko, weiss er, dass man einem Bären niemals davonlaufen sollte, und obwohl Mascha und Sascha bereits einige von einem Sponsorenanlass übrig gebliebene Champagnerflaschen geleert haben, und einen einigermassen benommenen Eindruck machen, so braucht es doch einen zielsicher abgegebenen Betäubungspfeil, damit Sascha seine Pfoten streckt.

Im Hintergrund geht es um Öl und Macht

Dann macht Arkadi sich auf die Suche nach Tatjana, seiner Freundin, die gerade auf Recherche spurlos verschwunden ist, was für eine landesweit bekannte Investigativjournalistin mit jeder Menge Feinden kein gutes Zeichen ist. Als er sie im sibirischen Jakutsk endlich aufstöbert, steckt der Ermittler schon über beide Ohren in Intrigen, deren Hintergrund er erst mit der Zeit durchschaut. So taucht er ein in die Welt zweier Oligarchen, die einander aus dem Gefängnis kennen. Im Vordergrund findet ein skurriler Schönheitswettbewerb statt, doch in Tat und Wahrheit geht es um Öl und Macht. 

Im eisigen Wind Sibiriens wie der russischen Politik wäre auch der scharfsinnige Arkadi Renko verloren, bekäme er nicht Hilfe. Von Bolot, seinem Faktotum, das er im Flugzeug kennen gelernt hat, und von Viktor, seinem Partner im fernen Moskau – einem ausgezeichneten Detektiv, wenn er denn nüchtern ist. Es sind auch diese Nebenfiguren, zu denen noch Arkadis Stefsohn Schenja, die ziemlich gerissene Rezeptionistin Saran und der zu Unrecht eingebuchtete Aba Machmud kommen, die „Die Spur des Bären“ zu einem Lesevergnügen machen. Schnörkellos, aber an überraschenden Wendungen reich, beschreibt Martin Cruz Smith eine Welt, in der Recht und Gesetz wenig gelten, und zwar bis hinauf in die Staatsspitze. 

Martin Cruz Smith: Die Spur des Bären. C. Bertelsmann, 2021.

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